OMV-Chef Seele: "Der Markt ist brutal"

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OMV - ENERGIEGESPRAeCHE: SEELEAPA/HERBERT NEUBAUER
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Der Chef des heimischen Energiekonzerns OMV sagt, der Ölpreisverfall sei für etliche Unternehmen der Branche existenzbedrohend.

Der Preisverfall bei Öl und Gas auf historische Tiefststände ist nach Ansicht von OMV-Chef Rainer Seele für etliche Unternehmen existenzbedrohend. "Nur jene, die ständig an ihrer Profitabilität arbeiten, ihre Kosten unter Kontrolle haben und flexibel agieren, werden überleben", sagte Seele am Mittwoch bei der "European Gas Conference" in Wien. "Unsere Branche hat ihre Investitionen um rund 400 Mrd. Dollar (368 Mio. Euro) reduziert", sagte Seele. Das werde mit einer zeitlichen Verzögerung zu einem neuen Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage führen. "Der Markt ist konsequent und manchmal brutal." Versuche der Politik, den Markt zu regulieren und zu beschränken, hätten die Preise nicht sehr beeindruckt, ebenso wenig die Krise zwischen Saudi-Arabien und dem Iran.

Der Weltklimagipfel könnte zwar ein Signal für die ferne Zukunft sein, "aber auch 2050 werden Öl, Gas und Kohle noch immer eine substanzielle Rolle im Energiemix spielen", zeigte sich der OMV-Chef überzeugt. Die Energiewende habe vor allem zu einer dramatischen Verschiebung im Energiemix hin zur Kohle geführt. Den Preis dafür würden vor allem die Verbraucher in Form von Subventionen für die Erneuerbaren bezahlen, während die energieintensive Industrie leide.

Verteidigung von Nord Stream 2

Neuerlich verteidigte Seele die Beteiligung der OMV am Pipeline-Projekt Nord Stream 2. "Versorgungssicherheit bedeutet Diversifizierung von Quellen und Transitrouten", so Seele, "aber die EU-Kommission will vor allem einen Ersatz für russisches Gas finden. Diese Einstellung kann man nur als paradox bezeichnen, wenn man bedenkt, dass russisches Gas gut 25 Prozent des europäischen Bedarfs deckt". Nord Stream 2 sei mit einer Beteiligung von Österreich, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden "so europäisch, wie es nur sein kann". Die Gasproduktion in Großbritannien und den Niederlanden sei stark rückläufig, "Europa gehen die Optionen aus", sagte Seele.

Auch der russische Gazprom-Konzern hob bei der Wiener Gaskonferenz die Bedeutung von Nord Stream hervor. "Europas eigene Gasproduktion sinkt weiter", sagte die Generaldirektorin von Gazprom Export, Elena Burmistrova. "Europas wachsender Bedarf nach Erdgas wurde im vergangenen Jahr vor allem durch Importe gedeckt." Gazprom habe 2015 fast 159 Mrd. Kubikmeter Gas nach Europa exportiert, deutlich mehr als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre.

"Nord Stream kostet Steuerzahler keinen Cent"

Nord Stream versorge nicht nur Nordeuropa mit Gas, sondern über Baumgarten auch viele Länder in Zentral- und Südeuropa, sagte Burmistrova. "Und vergessen wir nicht die Kosten für die europäischen Steuerzahler: Nord Stream 2 wird sie keinen Cent kosten." Gazprom-Aufsichtsratschef Viktor Zubkov (Subkow) warnte davor, dass wegen der derzeit niedrigen Preise notwendige Infrastruktur-Investitionen ausbleiben würden. Das könnte in Zukunft zu großen Problemen auf den Öl- und Gasmärkten führen, warnte Zubkov.

(APA)

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