Mehr als ein Viertel nach Pflichtschule arbeitslos

Die Presse
  • Drucken

Die Arbeitslosenquote ist seit 2008 bei den Pflichtschülern deutlich gestiegen. Dramatisch sei die Situation in Wien, sagte AMS-Chef Kopf.

Die Jobs für niedrig ausgebildete Arbeitskräfte werden immer weniger. Sichtbar wird dies an der Arbeitslosenquote von Personen nur mit Pflichtschulabschluss, die seit der Wirtschaftskrise 2008/09 in Österreich um zehn Prozentpunkte auf 26 Prozent nach oben geschnellt ist. Die Krise habe Strukturveränderungen "eher beschleunigt", kommentierte AMS-Chef Johannes Kopf den Anstieg. Dramatisch ist die Lage in Wien mit einer Arbeitslosenrate von 39 Prozent bei Pflichtschulabsolventen.

Für dieses Problem sei das Arbeitsmarktservice "nicht stark genug", verweist Kopf auf nötige Reformen im Bildungssystem. Der österreichische Arbeitsmarkt sei bestimmt von den "großen Trends" Globalisierung, Technologisierung und Ökologisierung. Die Unternehmen würden vor allem Arbeitskräfte mit "höherer Qualifizierung" suchen. Das Arbeitsmarktservice (AMS) ermöglicht derzeit rund 20.000 Arbeitslosen pro Jahr eine Höherqualifizierung mit Abschluss.

Personen mit Abschlüssen besser dran

Deutlich besser sieht die Lage am heimischen Arbeitsmarkt für Personen mit höheren Bildungsabschlüssen aus:

Arbeitslosigkeit nach Bildungsabschluss
Arbeitslosigkeit nach Bildungsabschluss(c) APA

Insgesamt waren im Jahr 2015 rund 354.000 Personen arbeitslos gemeldet (ohne Schulungsteilnehmer), ein Plus von 35.000 Arbeitslosen oder 11 Prozent. Knapp die Hälfte der arbeitslosen Personen hatte im vergangenen Jahr nur eine Pflichtschulbildung, drei von zehn Arbeitslosen verfügten über einen Lehrabschluss. Insgesamt wiesen damit fast 80 Prozent aller arbeitslosen Personen maximal eine Lehrausbildung auf, geht aus dem aktuellen "AMS-Spezialthema Arbeitsmarkt & Bildung" hervor.

Ausbildungspflicht kommt

Als positiv hob der AMS-Vorstand die ab Herbst gelten sollende Ausbildungsgarantie bis 18 Jahre hervor. Damit könnte man den Anteil von Jugendlichen mit nur Pflichtschulabschluss von aktuell sieben Prozent auf womöglich drei Prozent senken, hofft Kopf. Österreich liege bei diesem Wert bereits im Spitzenfeld Europas. Für die Qualifizierung von Flüchtlingen kann sich der AMS-Chef die Schaffung von sogenannten "Erwachsenenschulen" vorstellen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
Schule

Ausbildungspflicht bis 18 im Ministerrat beschlossen

Die Ausbildungspflicht gilt ab Herbst 2017. Kanzler Kern sieht darin ein "besonders wichtiges Thema", das derzeit 16.000 Jugendliche betreffe.
Symbolbild: Hauptuni Wien
Österreich

Magister, Doktor, arbeitslos

Besser das Falsche als gar nicht studieren, hieß es lange Zeit. Doch jüngste Zahlen zeigen: Die Krise kommt bei den Akademikern an. Auch wegen des Zuzugs aus dem Ausland.
Themenbild
Innenpolitik

Ausbildungspflicht bis zum 18. Geburtstag kommt

Ab Herbst müssen Jugendliche unter 18 entweder die Schule besuchen oder eine Ausbildung absolvieren. Ansonsten drohen Strafen.
Wirtschaftsflaute
Österreich

AK-Chef: Arbeitslosigkeit "in hohem Maße importiert"

Die Arbeiterkammer fordert eine EU-Debatte über eine Notfallklausel zum Schutz des Arbeitsmarktes. Industrievertreter sind anderer Meinung.
Lehrlinge

Lehrlinge: Jeder Fünfte scheitert an Abschlussprüfung

Durchfallsquote von 17,7 auf 18,3 Prozent gestiegen. Weniger
als die Hälfte tritt zur Wiederholungsprüfung an. "Maler und Anstreicher" mit über einem Drittel Durchfaller.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.