Mitarbeiter-Überwachung erreicht Österreich

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Die Welser Firma Tiger Lacke soll ihre Mitarbeiter bespitzelt haben. Krankenstands-Rankings, versteckte Kameras und mitgelesene E-Mails - Überwachung nach Vorbild der deutschen Fälle bei Lidl und Schlecker.

Nun gibt es auch in Österreich den ersten größeren Fall einer Mitarbeiterüberwachung. Wie das Nachrichtenmagazin "profil" berichtet, soll die Welser Firma Tiger Lacke ihre Mitarbeiter bespitzelt haben.

Die Bespitzelungsaffäre beschränkt sich nicht nur auf die im Jahr 2003 installierten Kameras, so "profil". Auch E-Mails bestimmter Mitarbeiter wurden mitgelesen und das Internetsurfen sowie das Kommen und Gehen genauestens beobachtet. Darüber hinaus sollen die Krankenstände erfragt und dokumentiert worden sein und anschließend Rankings der Mitarbeiter mit den meisten Krankenständen erstellt worden sein.

Buchhaltungsfehler statt Diebstahl

Als Grund für die versteckten Kameras gab Steiner an, dass damals ein unerklärlicher Materialschwund in der Firma geherrscht hätte. Die Überwachung sei der letzte Schritt gewesen, dies aufzuklären. Kurze Zeit später stellte sich jedoch heraus, dass es sich dabei um einen Buchhaltungsfehler handelte. "Es ging damals darum, Arbeitsplätze zu sichern." erklärte Steiner. Anschließend seien die Kameras laut Management abmontiert und verkauft worden. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Lackherstellers bestreitet dies jedoch - die Aufzeichnungen seien über Jahre hinweg gelaufen und täglich gesichtet worden.

Chef automatisch im Mailverteiler

Doch wurden die Mitarbeiter nicht nur per Kameras bespitzelt. So sollen auch die E-Mails bestimmter Mitarbeiter ohne deren Wissen mitgelesen worden sein. Dazu soll eine Verteilerliste erstellt worden sein, bei der jede eingehende Nachricht gleichzeitig an die Geschäftsführung weitergeleitet wurde. Auch dieser Vorwurf wird von der Geschäftsführung nicht bestritten, denn dieser Mitarbeiter hätte laut Steiner versucht, einen Unternehmensteil abzuspalten.

"Gesundheitsrate zeugt von gutem Klima"

Wie "profil" von Betriebsrat Klaus Wiesinger erfuhr, wurden auch die Krankenstände genauestens protokolliert, abgespeichert und an die Abteilungsleiter verschickt. "Teilweise werden dann ernste Gespräche mit den Betreffenden geführt. Das ist durchaus ein Kriterium, wenn Mitarbeiter abgebaut werden müssen", so Wiesinger. Dazu gibt es ein klares Nein von der Geschäftsführung: "Dass eine Gesundheitsrate errechnet werde, ist ein Indikator für die Unternehmenszufriedenheit und erzeugt positive Energie."

(APA)

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