Zielpunkt endgültig Geschichte - Zahlreiche Mitarbeiter ohne Job

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Die letzten 77 Zielpunkt-Filialen wurden geschlossen, die Ware wurde restlos abverkauft. Auch die Mitarbeiter sind mit ihren Zahlungsforderungen beim Masseverwalter gelandet.

Bei der pleitegegangenen Lebensmittelkette Zielpunkt war gestern, Mittwochabend, endgültig Kassaschluss. "Wir haben die letzten 77 Filialen geschlossen", sagte Masseverwalter Georg Freimüller. Damit stehen nun auch zahlreiche Mitarbeiter ohne Job da. Denn von den rund 2700 Beschäftigten dürften nur 1000 bis 1200 Mitarbeiter bei den neuen Betreibern unterkommen. Die Handelsriesen Rewe und Spar wollen die Mitarbeiter weiterbeschäftigen.

Rewe präzisierte, es handle sich dabei nicht um eine klassische Übernahme der Beschäftigten. "Wir bieten allen rund 300 Mitarbeitern einen neuen Dienstvertrag an", so Schurin. Schon in den vergangenen Monaten hätten rund 80 frühere Zielpunkt-Beschäftigte einen Job bei Rewe gefunden. Auch Spar-Sprecherin Berkmann sagte: "Selbstverständlich sind die Mitarbeiterinnen herzlich willkommen."

Bis jetzt sind beim Masseverwalter Forderungen in Höhe von 85 Millionen Euro angemeldet worden. Freimüller erwartet, dass es letztlich 120 Millionen Euro werden. In Summe liegen bis dato 3000 Forderungsanmeldungen vor, 5700 dürften es werden, meinte Freimüller. Bei einem Großteil davon handelt es sich um ehemalige Beschäftigte.

Ware restlos abverkauft

Angesichts der guten Verwertungserlöse rechnet  Masseverwalter Freimüller mit einer zweistelligen Quote für die Gläubiger. "Die Mitarbeiter haben uns bei der Verwertung sehr unterstützt. Die Ware ist restlos verkauft", so Freimüller.

90 der ehemals 229 Standorte in Wien, Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark werden unter neuen Eigentümern wieder aufgemacht. Den Großteil der Filialen schnappte sich die Konkurrenz aus dem Lebensmittelhandel mit Marktführer Rewe (Billa, Merkur, Adeg, Penny), Spar, Hofer und Lidl. Ebenfalls vertreten sind die Bio-Supermarktkette denn's und die türkische Lebensmittelkette Etsan. Aus anderen Branchen kamen die Drogerieketten dm und Bipa, die Tierfachmarktkette Fressnapf sowie Libro bei ehemaligen Zielpunkt-Filialen zum Zug.

Übernahme ehemaliger Zielpunkt-Filialen
Übernahme ehemaliger Zielpunkt-Filialen(c) APA

An der Supermarktkette hatten sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Eigentümer veruscht, das Unternehmen aus der Verlustzone zu führen. Zuletzt war das oberösterreichische Handelshaus Pfeiffer dabei erfolglos. "Es hätte uns klar sein müssen, dass wir dieses Projekt mit unseren Möglichkeiten als regionale Handelsgruppe nicht stemmen können", sagte Pfeiffer im "Profil".

Eigentümer gaben sich die Klinke in die Hand

Die Wurzeln von Zielpunkt gehen ins Jahr 1967 zurück. Walter Löwe gründete damals das Handelshaus Löwa, das 1972 an die deutsche Tengelmann-Gruppe (Kik, Obi) verkauft wurde. Aus Löwa wurde Zielpunkt, ab 2003 wurde auf Plus umgestellt. 2008 änderte Tengelmann erneut die Strategie und stellte wieder auf Zielpunkt um.

Im Mai 2010 übernahm schließlich der deutsch-luxemburgische Finanzinvestor BluO, hinter dem die früheren Chefs der Beteiligungsgesellschaft Arques, Peter Löw und Martin Vorderwülbecke, steckten, die verlustreiche Kette von Tengelmann. Als Sanierer und Vorstandsvorsitzender wurde der Deutsche Jan Satek gerufen, der Zielpunkt 2012 im Zuge eines Management-Buy-out gemeinsam mit zwei Investoren übernahm. Trotz eines auf 31 Mio. Euro verdoppelten Nettoverlustes im Jahr 2012 stieg Pfeiffer bei Zielpunkt ein. Der Umsatz lag damals bei 479 Mio. Euro. Das Eigenkapital war mit rund 31 Mio. Euro negativ. Anfang 2014 erfolgte die Totalübernahme durch die Pfeiffer-Gruppe. Das Engagement von Pfeiffe endete mit der Insolvenzanmeldung im November 2015.

(APA)

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