Voest: Das Schlimmste ist vorbei

(c) Reuters (Heinz-Peter Bader)
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Für Voestalpine-Chef Eder zeichnet sich eine Bodenbildung ab. Sollte sich im Sommer die Lage stabilisieren, dann erwartet er gegen Jahresende ein leichtes Plus beim Auftragseingang.

LINZ (eid). „Von Jänner bis April war es am schlimmsten. Jetzt zeigt sich eine gewisse Bodenbildung“, sagt Voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder zur aktuellen Lage im Stahlsektor. „Das heißt aber nur, dass es nicht mehr weiter nach unten geht – nach oben geht es noch lange nicht.“

Sollte sich im Sommer die Lage stabilisieren, dann erwartet Eder gegen Jahresende ein leichtes Plus beim Auftragseingang. Die Voest, die genauso wie alle anderen Stahlkonzerne unter der schweren Krise in der Automobilindustrie leidet, hat sich mit einem umfassenden Sparpaket gerüstet.

Bis Ende Juni wurden rund 4000 Beschäftigte, davon 1900 Stammkräfte und knapp 2000 Leasingarbeiter abgebaut. 10.330 Voestler (davon 6556 in Österreich) sind in Kurzarbeit. Weitere 5358 Mitarbeiter sind zur Kurzarbeit angemeldet. Alle Rationalisierungsmaßnahmen zusammengerechnet entsprechen laut Eder einem beträchtlichen Sparvolumen: „Das heißt, wir haben seit September des Vorjahres 15 Prozent Personal abgebaut, von 47.000 auf 40.000 Beschäftigte.“

Keine weiteren Kündigungen

Sollte es tatsächlich gegen Jahresende einen leichten Silberstreif am Horizont geben, glaubt Eder ohne zusätzliche Kurzarbeit und Kündigungen auskommen zu können.

Bei einem Gespräch vor Journalisten in Linz am Donnerstag bestätigte Eder auch seine Vorschau für das laufende Geschäftsjahr 2009/10. „Das erste und zweite Quartal werden wir Verluste machen, im Gesamtjahr aber positiv abschneiden.“

Obwohl Eder jetzt etwas entspannter wirkt als im Frühling, warnt er vor Optimismus: „Die jetzt aufkeimende Angst, dass es nach dem kurzen Zwischenhoch im Herbst noch einmal massiv runtergeht, kann ich nachvollziehen.“

„Hochöfen schließen“

Der Voest-General bekräftigte außerdem seine kürzlich gemachte Aussage, dass es in Europa in der Stahlindustrie zehn bis 15 Prozent Überkapazitäten gebe. „Ich finde, es wäre fairer, Hochöfen zuzusperren und für die Mitarbeiter Sozialpläne zu entwickeln, als diese von Monat zu Monat hinzuhalten.“ Vorübergehende Stilllegungen brächten wenig bis gar nichts, auf jeden Fall keine Strukturbereinigung. Aber: „Ein Stahlwerk muss dreimal sterben, bis es tot ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2009)

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