Warum jeder WKO-Mitarbeiter 120.000 Euro kostet

(c) Teresa Zötl
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Analyse. Die Wirtschaftskammer kommt ihren Zwangsmitgliedern teuer zu stehen. Im Jahr 2014 bezahlten Unternehmer 676 Millionen Euro an die Kammer. Die Personalkosten stiegen zuletzt besonders stark an.

Wien. Das Lobbying für Österreichs Unternehmen wird zusehends aufwendiger. Zu diesem Schluss dürfte zumindest die heimische Wirtschaftskammer gekommen sein. Denn während die (Zwangs-)Mitglieder der größten Interessenvertretung des Landes in den vergangenen elf Jahren teils kräftig Personal abbauen mussten, stockten die zehn Wirtschaftskammern in Bund und Ländern ihre Mitarbeiterzahl um 15 Prozent auf 3887 auf.

Viele Dienstleistungen wie das Gründerservice oder die Außenhandelsstellen genießen einen guten Ruf. Dennoch stellen Unternehmen, die per Gesetz zur Finanzierung der WKO vergattert wurden, vermehrt die Frage: Geht das nicht auch etwas billiger?

676 Millionen an die Kammer

Blickt man genauer auf die Einnahmen und Ausgaben der Kammer, scheint die Antwort simpel: Ja. Das geht auch günstiger.

So verursachte jeder Mitarbeiter der Wirtschaftskammer Österreich 2014 durchschnittlich Personalkosten von 120.000 Euro. Jeder Kammerangestellte trage demnach im Schnitt monatlich 4000 Euro netto nach Hause. Das sei fast drei Mal mehr als das Medianeinkommen der Österreicher im Jahr zuvor, kritisierte Neos-Abgeordneter Sepp Schellhorn, dessen parlamentarische Anfrage erst zum Datenstriptease der Kammer geführt hatte.

Was auffällt, ist die große Diskrepanz zwischen der Wirtschaftskammer Österreich und den neun Landeskammern. Die Wiener Wirtschaftskammer beschäftigt etwa gleich viele Mitarbeiter, kommt aber mit knapp der Hälfte an Personalkosten aus. Der Unterschied sei leicht erklärt, sagt Herwig Höllinger, stellvertretender Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, zur „Presse“. Die großen Kostenbrocken seien die Außenhandelsstellen. Alle Mitarbeiter, die die Wirtschaftsdelegierten vor Ort anstellten, würden aus demselben Topf bezahlt. Genaue Zahlen zu den Pro-Kopf-Kosten lieferte die WKO nicht.

In Summe listet die Kammer für 2014 einen Mittelzufluss von rund 515,5 Millionen Euro durch Beiträge und 160 Millionen durch Gebühren auf. Tendenz konstant steigend. Auch hier sieht Höllinger die internationale Ausrichtung der Kammer als Grund. Mieten und Personalkosten stiegen überall. „Vor allem der stärkere US-Dollar kostet uns viel Geld.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2016)

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