VIG: Neue Versicherungschefin geht auf Nummer sicher

Vorstandschefin Elisabeth Stadler bei ihrer ersten VIG-Bilanzpräsentation.
Vorstandschefin Elisabeth Stadler bei ihrer ersten VIG-Bilanzpräsentation.(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Konzernchefin Elisabeth Stadler setzt auf die Strategie ihrer Vorgänger: Der Fokus bleibt auf Osteuropa.

Wien. Was eigentlich erst für Anfang April gedacht war, wurde nun schon am gestrigen Donnerstag Realität. Die Vienna Insurance lud in den Wiener Ringturm, Stichwort: Strategie-Update.

Es war ein Blitzlichtgewitter, das Elisabeth Stadler da in Empfang nahm. Fotos der neuen Vorstandsvorsitzenden sind schließlich rar. Die 54-Jährige leitet die Geschicke des Konzerns erst seit 1. Jänner dieses Jahres. Ihr Vorgänger, Peter Hagen, hatte nach Auffassungsunterschieden völlig überraschend das Handtuch geworfen.

Letztlich war es aber mehr als ein Strategie-Update, das Stadler präsentierte. Die Bekanntgabe der Jahresergebnisse blieb ihr nicht erspart. Zu den bekannten Abschreibungen auf den Bereich IT (195 Mio. Euro) kamen weitere Wertberichtigungen in der Höhe von 90 Mio. Euro. In Polen wirkte sich eine von der Regierung eingeführte Steuer negativ aus, in Rumänien, dem langjährigen Sorgenkind, schrieb man erneut Firmenwerte ab. Das verhagelte der VIG ihren vorläufigen Vorsteuergewinn 2015. Dieser brach auf rund 172 Mio. Euro (2014: 518 Mio. Euro) ein. Die Dividende musste teils daran glauben. Der Ausblick – mindestens eine Verdoppelung des Ergebnisses – enttäuschte Anleger ebenso.

Stadler will mit der VIG dennoch das fortsetzen, was einst General Günter Geyer in die Wege geleitet hatte. Der heutige Aufsichtsratsvorsitzende baute die heimische Gesellschaft zum internationalen Spieler aus. Der Versicherer ist mit einem Marktanteil von 18 Prozent heute nicht nur die Nummer eins in Osteuropa. Auch in Österreich hat der Konzern die Nase vorn.

„Wir waren einer der Ersten im Osten“ sagt Stadler dazu. „Wir haben als First Mover agiert.“ Ein Vorteil, den man auch künftig beibehalten wolle. Inzwischen kommt immerhin mehr als die Hälfte des Konzerngewinns aus der Region CEE. Basis dessen seien unter anderem lokale Strukturen, wie Stadler sagt. Oder dass man mehrere Vertriebswege berücksichtige. An diesen Pfeilern will auch die neue Chefin nicht rütteln und setzt auf Bewährtes. Anders als Österreich gelten die Märkte Osteuropas nicht als gesättigt. Die Versicherungsdichte ist in den Ländern deutlich geringer und „liegt bei einem Bruchteil des westeuropäischen Niveaus“. Wachsen kann die VIG also in erster Linie dort, nicht zuletzt aufgrund besserer Konjunkturaussichten.

Marktanteile steigern

Die VIG sei immer auch über Zukäufe gewachsen. Daran will Stadler ebenso festhalten. „Vor allem, wenn es wirtschaftlich sinnvoll erscheint.“ Doch was sich nicht rentiere, bleibe tabu. In den kommenden Monaten werde man alle Märkte screenen und die Länder auf ihr Wachstumspotenzial untersuchen. Einen Schwerpunkt setzt man aber doch: In Polen, Ungarn, Kroatien und Serbien strebt der Versicherer künftig jeweils einen Marktanteil von über zehn Prozent an. Rund 600 Mio. Euro an Prämieneinnahmen will man auf diese Weise generieren.

Doch nicht immer verlief die Expansion des Unternehmens in die mehr als 20 Länder glimpflich. In Italien mussten nach Millionenverlusten zwei Manager gehen, in Rumänien hatte die Gesellschaft wiederum lange Zeit mit einem ruinösen Wettbewerb zu kämpfen. Auch das niedrige Zinsumfeld macht den Versicherern zu schaffen. Denn die hohen Erträge, die sie den Kunden in ihren Verträgen garantiert haben, können sie auf den Märkten nicht erzielen. (nst)

AUF EINEN BLICK

Elisabeth Stadler, neue Chefin der Vienna Insurance Group, muss für 2015 ein schwächeres Ergebnis verkünden. Der vorläufige Vorsteuergewinn brach von 518 auf rund 172 Mio. Euro ein. Die Dividende strich der Konzern auf 60 Cent (2014: 1,40 Euro) zusammen. Die Aktie lag zeitweise 17 Prozent im Minus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2016)

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