Casinos Austria: Auch das Spiel wird mobil

CASINOS AUSTRIA ZAHLEN 2015: STOSS
CASINOS AUSTRIA ZAHLEN 2015: STOSSAPA/HANS PUNZ
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Der Glücksspielkonzern profitiert von der Konsumlust, punktet in Österreich und reduziert den Verlust im Ausland.

Wien. 2015 war für Casinos-Austria-Boss Karl Stoss ein gleichermaßen spannendes wie erfolgreiches Jahr: Vor dem Hintergrund des Matches um den Glücksspielkonzern, das sich die Novomatic mit dem tschechischen Milliardärsduo Karel Komárek und Jiří Šmejc geliefert hat, hat Stoss den Platzhirsch auf dem heimischen Glücksspielmarkt kräftig herausgeputzt. „Wir haben 2015 das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt: im Konzern, in Österreich und bei den Lotterien“, sagte Stoss am Freitag.

Darüber freut sich auch Finanzminister Hans Jörg Schelling, der über die Staatsholding Öbib ein Drittel an den Casinos besitzt: Er kassierte die Rekordsumme von 574 Mio. Euro an glücksspielbezogenen Steuern und Abgaben.

Bei einem nahezu stabilen Konzernumsatz von 3,6 Mrd. Euro verbesserte sich das Betriebsergebnis von 69,1 auf 100,5 Mio. Euro. Netto verdienten Casinos Austria mit 55,3 Mio. Euro deutlich mehr als 2014 (41,7 Mio. Euro). Geschuldet ist dies der rigiden Kostenstruktur, dem Abbau von rund 300 Mitarbeitern auf 4256, neuen Produkten und Angeboten sowie der Renovierung etlicher Spielbanken.

Außerdem kommt dem Unternehmen die Stimmung der Konsumenten zugute: „Angesichts von Nullzinsen und Deflation sind viele Menschen der Meinung, sie gönnen sich lieber etwas – das reicht von Neuanschaffungen für die Wohnung über einen Urlaub bis zum Casinobesuch“, sagte Stoss. Auch profitiere man vom Städtetourismus: Mehr als die Hälfte der 2,7 Millionen Gäste (plus 8,6 Prozent) kamen aus dem Ausland. Die zwölf Spielbanken in Österreich spielten mit 311 Mio. Euro den höchsten Umsatz ihrer Geschichte ein, der Jahresüberschuss wuchs von 17 Mio. auf 20 Mio. Euro. Dazu dürfte der neue VIP-Raum für Superreiche im Wiener Casino viel beitragen. Dort werden Einspielergebnisse von 56.000 Euro pro Stunde erzielt, sagte Stoss. Die betuchten Gäste kämen vor allem aus dem asiatischen und arabischen Raum; Russen haben wegen der Krise in ihrer Heimat ausgelassen.

Als Cashcow schlechthin erwies sich einmal mehr die Tochter Lotterien, an der auch das Onlinespiel (Win2day) hängt. Die Internetplattform zählt schon 850.000 Kunden, mehr als ein Viertel spielt mobil am Handy oder Tablet. Trotz illegaler Konkurrenz – die Casinos haben die einzige Online-Lizenz – und des schlechteren Abschneidens der Video-Lotterie-Terminals stieg der Nettogewinn der Lotterien von 35,8 auf 60,3 Mio. Euro.

Im Ausland trägt der von Stoss eingeleitete Sanierungskurs Früchte: Die Casinos Austria International drehte das Betriebsergebnis von minus 5,7 Mio. auf plus 8,1 Mio. Euro. Der Nettoverlust reduzierte sich von elf auf 3,8 Mio. Euro.

Gern würde Stoss mit den potenziellen Eigentümern (Novomatic und die Tschechen machen ja mittlerweile gemeinsame Sache) Zukunftsprojekte diskutieren. Noch sind ihm die Hände gebunden: Deren Einstieg bedarf vieler kartell- und wettbewerbsrechtlicher, aufsichtsrechtlicher sowie übernahmerechtlicher Bewilligungen in etlichen Ländern, wo die Unternehmen tätig sind. Novomatic hat Kaufverträge (mit aufschiebender Wirkung) für 39,48 Prozent an den Casinos und 23,11 Prozent an den Lotterien. Die Tschechen halten indirekt 11,35 Prozent an den Casinos. Das geplante Joint Venture bedarf weiterer Genehmigungen.

Stoss rechnet zum Jahreswechsel 2016/17 mit ersten Entscheidungen. „Wir machen weiter wie bisher, das erste Quartal lief gut“, sagte er. Größere Sprünge im In- und Ausland seien deshalb nicht geplant. Eines kann Stoss, dessen Vertrag bis Ende 2017 verlängert wurde, aber schon sagen: „Ich würde sehr gern weiterarbeiten.“ (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2016)

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