Aus Monaco-Abenteuer wurde Untreue-Anklage

Archivbild: Karl Petrikovics im Oktober 2015 im Obersten Gerichtshof in Wien.
Archivbild: Karl Petrikovics im Oktober 2015 im Obersten Gerichtshof in Wien.APA/Roland Schlager
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Immobilien-Affäre. Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovics, bereits zu sechs Jahren Haft verurteilt, ist neuerlich angeklagt – aber nicht verhandlungsfähig.

Vor ziemlich genau drei Jahren, am 12. April 2013, wurde der Ex-Chef der Immofinanz AG, Karl Petrikovics, zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Am 20. Oktober 2015 wurde diese Strafe rechtskräftig. Die Verurteilung war wegen Untreue zu Lasten des Immofinanz-Konzerns ergangen – im Zusammenhang mit verschachtelten Aktienoptionsgeschäften.

Bis heute hat Petrikovics seine Haft nicht angetreten. Aus gesundheitlichen Gründen, wie es heißt. Insofern kam es nicht überraschend, dass der 61-Jährige auch am Freitag fehlte – nämlich auf der Anklagebank.

Wieder hätte er eben dort Platz nehmen sollen. Wieder wegen Untreue. Die Prozessleiterin, Richterin Marion Hohenecker vom Straflandesgericht Wien, hatte erst am Donnerstag ein medizinisches Gutachten eingeholt. Dieses bescheinigt Petrikovics, dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig sei.

Am dritten Gerichtsgutachten wird gearbeitet

Aber noch einmal zurück zu der bereits verhängten, jedoch aufgeschobenen Haft: Nachdem ein Privatgutachten ergeben hatte, dass Petrikovics vollzugsuntauglich sei, hatte die Justiz offiziell einen Mediziner mit einem Gutachten beauftragt. Als dessen Expertise vorlag, stellte sich heraus, dass diese nicht ausreicht, um die Frage der Haft(un)tauglichkeit zu klären.

So wurde noch ein Gutachter gerichtlich bestellt. Dessen Ergebnis steht aus. Es wird für die nächsten Wochen erwartet. Indessen wird hinter vorgehaltener Hand mancherorts die bittere Frage gestellt, wie das denn so sei mit den Gutachten und ob "es sich die Reichen richten könnten". Klar ist: Wenn Gerichtsgutachten bestätigen, es liege Haftunfähigkeit vor, so muss Haftaufschub gewährt werden. Eine Wiener Richterin zur "Presse": "Natürlich wird die Debatte jetzt wieder losgehen."

Nun zum neuen Prozess: Ein, man könnte wohl sagen, Monaco-Abenteuer der Immofinanz trug Petrikovics die zusätzliche Untreue-Anklage ein. Die – sehr wohl erschienenen – Mitangeklagten: Ronald Leitgeb, Tennismanager, früher Trainer von Thomas Muster (einst Nummer 1 der Tenniswelt); W., Vorstand eines Immobilienkonzerns, vormals Immofinanz-Manager; G., ein weiterer Ex-Immofinanz-Mann; die auf Immobilien spezialisierte Anwältin H. sowie die Mitangeklagte G. Letztere hat mit „Monaco“ nichts zu tun. Petrikovics soll ihr aber unrechtmäßig Provisionen (24.000 Euro) zugeschanzt haben. Laut Staatsanwalt Volkert Sackmann hatten die beiden "ein Verhältnis". Alle Beschuldigten bekennen sich nicht schuldig.

Villa Esmara für Ex-Muster-Trainer Leitgeb

Zum Kern der (Straf-)Sache: Nahe Monaco hatte die Immofinanz 2002 nach einer Idee von Leitgeb ein Trainingszentrum für Spitzensportler eingerichtet. Der Fitnesstempel nannte sich Villa Esmara. Es sollte ein Ort werden, an dem sich die Prominenz wohl fühlen und in Sachen Fitness noch zulegen kann. Zur Eröffnung kamen Albert Grimaldi, mittlerweile Fürst von Monaco, Thomas Muster, sowie die Formel 1-Legenden Niki Lauda, Gerhard Berger und viele mehr.

Leitgeb trat als Mieter der Villa Esmara auf. Doch das Prestigeprojekt geriet zum Fehlschlag. Leitgeb machte die Immofinanz darauf aufmerksam, dass es vor allem auch bauliche Mängel gab. Die prominenten Mitglieder des Fitness- und Trainingszentrums verflüchtigten sich.

Alle Beteiligten, von Immofinanz bis hin zu Leitgeb, wollten, ja mussten, aus dem Monaco-Abenteuer aussteigen. Laut Leitgeb-Anwalt Thomas Kralik einigte sich Leitgeb, der Mieter der Villa, mit der Immofinanz, dass er sich um den Verkauf der Liegenschaft kümmern würde. Er habe damals garantiert, dass das Objekt für mindestens 4,8 Millionen an den Mann zu bringen sei. Kralik: "Dieses Risiko ließ er sich abgelten." Risiko deshalb: "Wenn weniger herein gekommen wäre, hätte er aus eigener Tasche drauflegen müssen." Apropos: Noch vor dem Verkauf habe Leitgeb mit seiner eigenen Firma 1,4 Millionen Euro in das Projekt mit der Liegenschaft zugeschossen.

"Den Aufsichtsrat belogen"

Am Ende wurde die Villa um 5,6 Millionen Euro von der Immofinanz verkauft. Leitgeb durfte sich die Differenz zu der Garantiesumme (4,8 Millionen), ca. 800.000 Euro, behalten. Da war sie also, die Risikoabgeltung.

Petrikovics habe seine Befugnis missbraucht. Sagt die Anklage. Und, so der Staatsanwalt weiter: "Die Immofinanz hatte die Pflicht, ihre Anleger zu schützen." Zudem habe Petrikovics den Aufsichtsrat "belogen", indem er erklärt habe, die Liegenschaft sei um nur 4,8 Millionen veräußert worden. Anwalt Kralik bilanziert: Am Schluss stiegen die Anleger mit vier Prozent Rendite aus. O.k., acht Prozent seien versprochen gewesen, aber trotzdem habe die Immofinanz immer noch Gewinn gemacht. Und: "Niemand ist unschuldiger als Leitgeb."

Der Prozess wird am Montag (18. April) fortgesetzt. Weitere sechs Verhandlungstage, der letzte davon am 19. Mai, sind bereits anberaumt. 

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