Raiffeisen-Fusion schockiert Investoren an der Börse

KARL SEVELDA IST AB SOFORT VORSTANDSVORSITZENDER DER RBI
KARL SEVELDA IST AB SOFORT VORSTANDSVORSITZENDER DER RBIAPA/ROBERT JAEGER
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Unklarheiten über die Bewertung ließen die Aktie um rund zehn Prozent abstürzen. Der Machtkampf der Landesbanken ist nicht vorbei.

Wien. Wenn der Kursverlauf einer Aktie die Meinung der Investoren widerspiegelt, dann ist dies bei der geplanten Fusion der börsenotierten Raiffeisen Bank International (RBI) mit der 60-Prozent-Mutter Raiffeisen Zentralbank („Die Presse“ berichtete in einem Teil der Mittwochausgabe) eindeutig der Fall: Die Investoren sind über die aktuelle Vorgangsweise der Bankführung richtiggehend schockiert – die Aktie gab am Mittwoch um rund zehn Prozent nach.

Hauptgrund für diese Reaktion dürfte die nach wie vor große Unsicherheit über die gegenseitige Bewertung der beiden Unternehmen sein. Eine Unsicherheit, die RBI-Chef Karl Sevelda am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit der Aussage nicht beseitigen konnte. „Die Diskussion beginnt erst, nichts ist beschlossen“, so Sevelda vor Analysten und Journalisten. Viele Anleger haben nach wie vor das negative Beispiel von 2010 vor Augen. Damals fusionierte die RBI mit den operativen Teilen der RZB und wurde nach Sicht vieler Anleger zu gering bewertet.

Und auch jetzt ist allen klar, dass die Fusion vor allem im Interesse der RZB erfolgt. So erläuterte deren Chef, Walter Rothensteiner, bereits im vergangenen Dezember, dass es für das Raiffeisen-Spitzeninstitut ein Problem sei, dass sie nicht an der Börse notiere, sondern nur die Tochter RBI. Dadurch könnten Anteile der Kleinaktionäre nicht voll in die Kapitalquote eingerechnet werden, hieß es damals.

Um eine nachteilige Bewertung für die RBI-Aktionäre zu verhindern, sollen nun zwei Gutachten erstellt werden. Die Organbeschlüsse sollen noch heuer erfolgen. Eine Fusion könnte dann Anfang 2017 rückwirkend per Ende Juni 2016 erfolgen.

Kampf um die Eigenständigkeit

Vom Tisch ist vorerst, dass die Fusion um eine Landesbank – etwa jene von Niederösterreich und Wien – erweitert wird. Viele Beobachter sehen dies jedoch für die Zukunft des Raiffeisen-Sektors als unausweichlich an. Grund dafür ist der konstant steigende Druck auf die Kapitalquoten, dem von manchen Landesbanken nur schwer standgehalten werden kann. Außerdem verursacht die stetig zunehmende Regulierung hohe Kosten bei den Banken, die in einer größeren Gruppe leichter verkraftet werden könnten.

Allerdings weigern sich die meisten Landesbanken strikt, ihre Eigenständigkeit aufzugeben. So schloss Heinrich Schaller, Chef der Landesbank Oberösterreich, erst jüngst eine Beteiligung an einer Fusion kategorisch aus. Und auch aus der Steiermark, wo sein Bruder Martin Schaller an der Spitze steht, kamen in der Vergangenheit negative Signale in diese Richtung.

Das führt hinter den Kulissen schon seit Längerem zu Reibungen mit der größten heimischen Landesbank NÖ-Wien. Dieser wird nachgesagt, einer Fusion nicht abgeneigt zu sein. Offiziell will man das Thema dort nicht kommentieren.

Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und RZB-Aufsichtsratschef, erklärte aber erst vergangene Woche bei der Jahrestagung der RLB-NÖ Wien, dass „die Strukturen hinterfragt werden müssen“. Auch wenn das „massive Eingriffe in den Personalstand“ nach sich ziehe.

Veränderungen beim Personal dürfte aber auch bereits die nun geplante Fusion von RBI und RZB mit sich bringen. Zumindest an der Spitze sind es mit derzeit neun Vorständen definitiv zu viele. Fraglich ist zudem, wer Chef des neuen Spitzeninstituts werden könnte. Sowohl Sevelda als auch Rothensteiner scheiden aus Altersgründen wohl aus.

Chancen im derzeitigen RBI-Vorstand werden dem stellvertretenden RBI-Chef Johann Strobl eingeräumt. Dieser komme zwar von der Bank Austria, habe sich inzwischen aber gut bei Raiffeisen eingepasst. Ambitionen werden auch Finanzvorstand Martin Grüll nachgesagt, er soll jedoch zu wenig Hausmacht haben. Diese hätte aber ein anderer: Uniqa-Chef Andreas Brandstetter. Er gilt für manche auch als Favorit für den Posten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2016)

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