Wien hinkt europäischen Start-up-Metropolen hinterher

Die Stars und Premieren des Pioneers Festivals 2016
Die Stars und Premieren des Pioneers Festivals 2016Pioneers
  • Drucken

In London, Paris oder Berlin hat die Gründerszene laut einer Studie viel höhere politische Priorität als in Österreich. Auch gebe es hierzulande bei der Finanzierung große Lücken.

Die Gründerszene in Wien hat im internationalen Vergleich noch keine "kritische Masse" erreicht und hinkt den europäischen Start-up-Metropolen London, Berlin oder Paris hinterher. Das Wiener Start-up-"Ökosystem" wachse zu langsam, konstatieren die Unternehmensberatung Roland Berger und das Wiener Start-up-Festival Pioneers.

Als Pluspunkte wurden die Förderlandschaft in Österreich in der Frühphase und erfolgreiche heimische Vorbilder wie die Fitness-App Runtastic und die Flohmarkt-App Shpock genannt. Österreich habe beim Humankapital auch noch Vorteile gegenüber den führenden Start-up-Hubs, aufgrund der Verfügbarkeit und den Kosten der Mitarbeiter, und die Wiener Universitäten seien besser als ihr Ruf.

Fünf Handlungsempfehlungen

Auf den Minusseite führen die Experten an, dass Unternehmertum ("Entrepreneurship") in anderen europäischen Metropolen eine viel höhere politische Priorität habe als in Österreich, die heimische Förderlandschaft nach der Frühphase einbreche und das Sicherheitsdenken hierzulande noch weitverbreitet sei. Außerdem sollten die Wiener Hochschulen ihren Output auch an Unternehmensgründen messen.
Als alarmierend werten die Studienautoren auch, dass Wien nicht im renommierten "Compass Report", einem jährlichen Ranking zu globalen Start-up-Metropolen, vertreten ist.

Um die Lücke zu schließen, haben die Studienautoren fünf Handlungsempfehlungen herausgearbeitet, damit Wien an die Spitze aufschließen kann. Österreichische Großunternehmen sollten sich stärker im Bereich Start-ups engagieren, in Wien müsste ein zentraler Start-up-Campus errichtet werden, die Politik sei gefordert, die Arbeit von Gründern zu erleichtern, junge Wissenschafter müssten zum Gründen motiviert werden und unproduktives Kapital - unter anderem von Stiftungen - sollte mobilisiert werden.

Privates Kapital anzapfen

"Die Start-up-Szene in Wien vibriert durchaus - allerdings auf zu geringem Niveau, als dass man davon auf dem internationalen Parkett Notiz nehmen würde", so das Resümee des Pioniers-Mitorganisators Oliver Csendes. Es gebe in Österreich "spürbare Schwächen" in der Finanzierung der Expansionsphase ab dem "Proof of Concept". "Hier wäre es dringend nötig, brachliegendes privates Kapital - durch das Schaffen entsprechender Rahmenbedingungen - zugänglich zu machen", so der Roland-Berger-Partner und ehemaliger ÖIAG-Chef Rudolf Kemler. Zudem sei die Finanzierung von Unternehmensgründungen durch Banken seit Basel III äußerst schwierig.

Für den Bericht wurden 53 Interviews mit erfolgreichen Gründern, Investoren, Konzernvorständen, Bildungseinrichtungen und Agenturen geführt. Insgesamt identifizierten die Studienautoren für Wien 318 Start-ups mit 2.392 Mitarbeitern aus sieben Sektoren, 116 Start-ups aus dem Bereich "Lifestyle & Entertainment", 99 aus "Business & Productivity" und 46 aus "Life Science & Agriculture".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.