Abu Dhabis Ölminister: "Wir sind geduldig mit der OMV"

Suhail Al-Mazrouei
Suhail Al-MazroueiKurt Prinz
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Abu Dhabi hält an seinem Investment bei der OMV fest. Wenn das Unternehmen erfolgreich sein soll, müsse es die Politik auf Abstand halten, sagt Ölminister Suhail Al-Mazrouei.

Die Presse: Die Opec wird bei Ihrem heutigen Treffen wohl wieder keine Produktionskürzung beschließen. Warum fördert das Kartell trotz des Preisverfalls weiter so viel Erdöl?

Suhail Al-Mazrouei:
Ich denke nicht, dass wir derzeit auf hohem Niveau Öl fördern. Das sehen Sie auch daran, dass sich der Ölpreis seit Jahresbeginn erholt hat. Wir denken, dass es die Kunden verdient haben, Erdöl von den effizientesten Produktionen – wie etwa aus Abu Dhabi – zu erhalten. Wir sind überzeugt, dass die neue Strategie der Opec funktioniert. Die teuersten Produktionen wurden geschlossen oder zurückgefahren. Diese Felder sind nicht vergessen. Sie werden wieder gebraucht werden, wenn der Preis stimmt.

Ölförderländer wie Russland, die nicht Mitglied der Opec sind, fordern seit Monaten eine Obergrenze für die Produktion. Ist das ein gangbarer Weg – auch für die Vereinigten Arabischen Emirate?

Die Opec hat zu dieser Idee nie Nein gesagt, aber es ergibt keinen Sinn, wenn manche Produzenten dabei sind und manche nicht. Wir werden uns nicht opfern, nur damit jemand anderes daraus Profit schlägt. Aber unabhängig davon ist die Produktion ohnedies längst eingefroren. Der niedrige Preis treibt alle Länder, ihre Produktion zu deckeln – ob sie das nun in der Öffentlichkeit sagen oder nicht.

Die OMV, die Ihnen zu einem Viertel gehört, leidet stark unter dem niedrigen Ölpreis. Dennoch haben Sie gestern das Syndikat mit der Republik verlängert. Was war entscheidend dafür?

Die OMV ist für uns ein strategisches Investment. Sie werden im Öl- und Gassektor niemanden finden, der an kurzfristigen Renditen interessiert ist. Es gibt einen Zyklus im Ölgeschäft, und wir sind geduldig mit der OMV. Wir kennen die Risken, die dieses Investment birgt, aber wir glauben an dieses Unternehmen und an die Partnerschaft mit Österreich. Die OMV wird sich zu einer profitablen Organisation entwickeln, und wir arbeiten daran, ihr neue Optionen zu eröffnen.

Hat sich die Zusammenarbeit der OMV mit Abu Dhabi unter dem neuen Vorstand verändert?

Die Beziehung war immer gut. Mit dem neuen Management und Aufsichtsrat werden wir sie intensivieren. In Abu Dhabi haben wir bereits gemeinsame Projekte. Da wird es noch weitere geben, über die ich noch nicht sprechen kann.

Was erwarten Sie von der OMV in den nächsten Jahren?

Alle Aktionäre erwarten einen sehr hohen Profit.

Was heißt das konkret in Zahlen?

Wir vergleichen die OMV mit ähnlichen Unternehmen der Branche. Wir wollen, dass die OMV im obersten Viertel mitspielt. Entscheidend dafür ist, dass das Unternehmen breit genug aufgestellt ist, um die Schwankungen des Markts auszugleichen. Wenn der Ölpreis niedrig ist wie jetzt, ist etwa die Petrochemie-Tochter Borealis hochprofitabel. Wenn sich das Fördern von Öl nicht rechnet, verdienen dafür die Raffinerien gut. Wenn die OMV erfolgreich sein will, muss sie sich auf das Geschäft konzentrieren und die Politik auf Abstand halten.

Was halten Sie von der neuen Strategie? In Österreich hat der Schwenk nach Russland zu politischen Kontroversen geführt.

Wir glauben an diese Strategie. Und wir müssen aufpassen, dass wir dieses wirtschaftliche Unternehmen nicht als politisches Vehikel missverstehen. Der Auftrag der OMV ist es, Geld für ihre Anteilseigner zu verdienen. Das sind wir, aber auch jeder einzelne Staatsbürger von Österreich. Die Art und Weise, wie das Finanzministerium und die Öbib die Verhandlungen geführt haben, zeigt uns, dass sie das verstehen.

Warum haben die Verhandlungen für den neuen Syndikatsvertrag eigentlich so lang gedauert? Viel geändert hat sich ja nicht.

Die Verhandlungen haben gedauert, damit es in Zukunft keine Streitigkeiten gibt. Ich bin stolz auf den Vertrag, den wir nun haben.

Angeblich wollte Abu Dhabi seinen Anteil ursprünglich erhöhen. Warum begnügen Sie sich nun mit 24,9 Prozent?

Wenn Sie nicht von uns hören, dass wir aufstocken wollen, glauben Sie es lieber nicht. Wir sind zufrieden mit dem Anteil, den wir haben. Das heißt nicht, dass wir ihn nie erhöhen wollen. Aber sobald wir uns dazu entscheiden, melden wir uns bei Markt und Medien.

Zur Person

Suhail Al-Mazrouei ist seit März 2013 der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate sowie Chef des Staatsfonds Ipic. Gemeinsam mit der Republik Österreich hält die Ipic die absolute Mehrheit am österreichischen Energiekonzern OMV.

Die Partnerschaft mit Österreich wird verlängert. Wie „Die Presse“ bereits exklusiv berichtete, einigten sich die beiden Länder auf einen neuen, „modernisierten“ Syndikatsvertrag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2016)

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