Vergütungen. Sie stagnieren in Österreich, während Vorstände immer mehr verdienen.
Wien. Aufsichtsräte verdienen in Österreich zu wenig, konstatiert die Unternehmensberatung HKP Group. „Ich glaube nicht, dass man mit dieser Vergütung die Hochkaräter kriegt, die machtsymmetrisch dem Vorstand gegenhalten können“, sagt HKP-Partner Michael Kramarsch.
Seit Jahren analysiert HKP die Vergütungen von Vorstandschefs und Aufsichtsratsvorsitzenden in Deutschland und Österreich. Aufsichtsratsvorsitzende im ATX verdienen im Schnitt mit 63.500 Euro im Jahr nur ein Drittel des Betrages, den ihre Kollegen im deutschen MDAX bekommen. In Österreich steige die Entlohnung der Vorstände deutlich, während die Aufsichtsratsvergütung stagniere. International gehe der Trend hingegen dahin, dass Aufsichtsräte immer mehr in die Haftung genommen werden und ihre Gage stärker steigt als die der Vorstände, sagte Kramarsch. Während man international nach Leuten mit Reputation suche, die nicht nur kontrollieren, sondern auch „strategische Sparringpartner“ für den Vorstand sind, „stellt sich in Österreich die Frage, ob das nur als Entschädigung für einen Job gesehen wird, der für den Status angenommen wird“.
Aktien als Vergütung
Ein aktiver Aufsichtsratsvorsitzender müsse sich pro Woche ein bis zwei Tage intensiv mit dem Unternehmen beschäftigen. Wenn man dann sein Einkommen mit Sätzen von Beratertagen vergleiche, sei klar, dass man den Job nicht für das Einkommen übernehme, meint der Berater. Auch gebe es in Österreich für Aufsichtsräte fast nur feste Vergütungen, während sie international zunehmend in Unternehmensaktien entlohnt werden, die sie bis zum Ausscheiden halten müssen. Etwa ein Fünftel bis ein Viertel der DAX-Unternehmen haben dieses System bereits.
Konkret hat die Erste Group ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden im Vorjahr 140.000 Euro gezahlt, dahinter folgten Voest, Wienerberger und Conwert mit Gagen knapp über 80.000 Euro. Im MDAX, der vergleichbar große Unternehmen führt wie der ATX, erhalten Aufsichtsratschefs im Schnitt 176.500 Euro, im DAX mit den großen deutschen Unternehmen sind es 356.000 Euro. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2016)