Niedrige Preise dämpfen Freude über ertragreiche Getreideernte

Beginn der Getreideernte in Niedersachsen
Beginn der Getreideernte in NiedersachsenAPA/dpa/Julian Stratenschulte
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Aufgrund des schwachen Getreidegeschäfts bleibe die Einkommenssituation bei den Getreidebauern weiter angespannt, sagte AMA-Aufsichtsratschef Hautzinger.

Die Getreideernte 2016 in Österreich soll im Vergleich zum trockenen Vorjahr um 16,3 Prozent auf 3,7 Mio. Tonnen steigen und damit über dem 5-Jahres-Durchschnitt von 3,1 Mio. Tonnen liegen. Wenn im den kommenden Monaten dann auch der Mais abgeerntet wird, soll die Getreidemenge sogar um 17,3 Prozent auf 5,7 Millionen Tonnen zulegen, erwartet die Agrarmarkt Austria (AMA).

Nicht erfreut sind die heimischen Bauern über die niedrigeren Preise als im Vorjahr. Deshalb würden die Bauern nicht von den höheren Ernteerträgen profitieren, sagte AMA-Aufsichtsratschef Franz Stefan Hautzinger An der Pariser Warenterminbörse Euronext kostet eine Tonne Weizen 169,25 Euro und an der Wiener Getreidebörse wird für eine Tonne Qualitätsweizen 162,50 Euro verlangt. Im Vorjahr lagen die Preise um die 180 Euro pro Tonne. Überhaupt hat der Weizenpreis in den vergangenen Jahren eine Berg-und Talfahrt erlebt und pendelte zwischen 140 und 280 Euro.

Getreide � Gute Ertr�ge, niedrige Preise
Getreide � Gute Ertr�ge, niedrige Preise(c) APA

Niedriger Deckungsbeitrag

Die Einkommenssituation für die Getreidebauern sei daher genauso angespannt wie im Vorjahr, sagte Hautzinger. Der durchschnittliche Deckungsbeitrag liege wie im Vorjahr bei rund 120 Euro pro Hektar. Bei den Getreidepreis-Hochständen in den Jahren 2008 und 2011 lag der Deckungsbeitrag zwischen 300 und 500 Euro. Auf das niedrige Preisniveau hätten die Bauern mit dem Anbau von lukrativeren Getreidekulturen reagiert, etwa Hartweizen und Dinkel. Auch sei die Getreide-Biofläche um 10 Prozent auf 129.600 Hektar gestiegen.

Ungebremster Strukturwandel

Angesichts der angespannten Einkommenssituation plädiert der Bauernvertreter dafür, den geplanten Sozialversicherungsrabatt im Herbst zu beschließen. Nur eine Stundung der SV-Beiträge sei sicherlich zu wenig, dann könne man sich die Aktion auch sparen. Die SPÖ und Arbeiterkammer haben sich bisher kritisch zum SV-Rabatt geäußert. Der Strukturwandel wird nach Einschätzung von Hautzinger im Ackerbau mit ungebremster Dynamik weitergehen, deswegen müsse man den Bauern auch finanziell unter die Arme greifen.

Die Getreidebauern profitierten heuer großteils von einem optimalen Witterungsverlauf. Mäßige Niederschläge im Herbst, ein milder Winter und im Mai sowie Juni ausreichende Niederschläge und mäßige Temperaturen hätten eine Ertragsbildung ermöglicht, so der Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria, Günter Griesmayr. Es gebe Getreide-Vermarktungschancen für Österreich im Ausland, weil die bis dato geernteten Qualitäten in Frankreich, Ungarn und Deutschland unter den Werten von Österreich liegen würden. Durch die gute Ernte soll heuer die Getreide-Nettoimportmenge in Österreich auf 200.000 Tonnen sinken, nach zuvor rund 800.000 Tonnen.

(APA)

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