RHI fusioniert mit Magnesita und verlegt Sitz in die Niederlande

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Der österreichische Industriezulieferer schließt sich mit einem brasilianischen Konkurrenten zusammen. Die Aktie soll künftig nicht mehr in Wien sondern in London notieren.

Der österreichische Industriezulieferer RHI schließt sich mit seinem brasilianischen Konkurrenten Magnesita zusammen und verlegt seinen Sitz in die Niederlande. Die Aktie des gemeinsamen Unternehmens RHI Magnesita solle künftig in London notiert werden, teilte RHI in der Nacht zum Donnerstag mit. RHI werde einen kontrollierenden Anteil von mindestens 46 Prozent und bis zu 50 Prozent plus eine Aktie an Magnesita kaufen und dafür 118 Millionen Euro in bar sowie 4,6 Millionen neue Aktien von RHI Magnesita bezahlen. Verkäufer seien die Magnesita-Aktionäre GP und Rhône. Danach werde es ein öffentliches Kaufangebot an alle anderen Magnesita-Aktionäre zu denselben Bedingungen geben.

Feuerfeste Materialien für die Schwerindustrie

Beide Firmen stellen feuerfeste Materialien für die Schwerindustrie her. Bis zum Abschluss der Transaktion, der für 2017 erwartet werde, sollten RHI und Magnesita eigenständig und unabhängig bleiben. RHI machte 2015 einen Umsatz von 1,753 Milliarden Euro, Magnesita von 1,013 Milliarden Dollar, umgerechnet gut 900 Millionen Euro. Eingefädelt wurde der Deal wohl noch von Ex-Vorstandschef Struzl. Neuer Chef wird ab 1. Dezember der frühere CEO des schweizerischen Lonza-Konzerns, Stefan Borgas ("Die Presse" berichtete).

Die künftige RHI Magnesita wird ihren Sitz in Holland haben und ihre Börsennotierung von Wien nach London verlegen, "die Steuerung des Unternehmens wird aber aus Österreich heraus erfolgen und auch die Steuerzahlungen werden in Österreich erfolgen", betonte RHI-Interimschef Wolfgang Ruttenstorfer bei einer Telefonkonferenz am Donnerstag. "Die Hauptversammlung muss eine Kapitalerhöhung um insgesamt 10 Millionen Aktien beschließen", erläuterte Ruttenstorfer. "Das wird sie erst nach Vorlage aller Genehmigungen tun, was wir in zwölf bis 18 Monaten erwarten".

Operative Steuerung aus Österreich

Der neue globale Konzern werde 40 Prozent seines Umsatzes in Nord- und Südamerika machen, 30 Prozent in Europa und 30 Prozent in Asien, dem Nahen Osten und Russland. Deshalb werde man den Sitz der Gesellschaft verlegen. Hätte es keinen Brexit gegeben, dann wäre wohl auch die Holding in London gesessen, meinte der CEO. Für Holland habe man sich aus Gründen der Governance entschieden, die Vorschriften seien ideal für ein Listing in London bei gleichzeitigem Sitz in der EU. Die operative Steuerung des Konzerns werde weiter aus Österreich erfolgen. "Der Gesamtgewinn wird in Österreich versteuert", erklärte RHI-Finanzvorständin Barbara Potisk-Eibensteiner. Die Steuervorteile, die die Niederlande bieten würden, seien gar nicht so groß, "wie Sie wissen, hat ja RHI Verlustvorträge, die auch noch weiter genutzt werden können".

APA

An der künftigen Gesellschaft werde der derzeitigen beherrschende Aktionär der Magnesita einen Anteil von neun Prozent haben und die heutigen RHI-Kernaktionäre 32 Prozent, sagte Ruttenstorfer. Der Rest wird Streubesitz sein. GP Investments und Rhone Capital bekommen für ihre 46 Prozent an Magnesita 118 Millionen Euro und später 4,6 Millionen neue Aktien der RHI Magnesita. Die Aktionäre der heutigen RHI werden ihre Aktien 1:1 gegen die Aktien der neuen holländischen RHI Magnesita umtauschen können. Aber sie werden auch ein Abfindungsangebot verlangen können, "auch für das haben wir vorgesorgt", so Ruttenstorfer.

Massive Kursverluste

Die Aktie von RHI hat am Donnerstagvormittag mit massiven Kursverlusten auf den angekündigten Zusammenschluss reagiert. Die RHI-Papiere fielen an der Wiener Börse bis etwa 11.00 Uhr um satte 10,25 Prozent auf 21,495 Euro, während der Gesamtmarkt repräsentiert durch den ATX wenig verändert tendierte.

Ein Analyst von der Baader Bank verwies auf APA-Anfrage darauf, dass der geplante Zusammenschluss doch überraschend kam. Die aktuell sehr negative Kursreaktion könnte mit den entstehenden Unsicherheiten verbunden sein. Vielleicht stehen den Aktionäre jetzt eineinhalb Jahre mit Unsicherheiten gegenüber, da dem Zusammenschluss noch die Hauptversammlungen und die Kartellbehörden zustimmen müssen.

(Reuters)

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