Wie wohltätig sind Investments?

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Es gibt genug Geld für "gutes" Investieren. Steuerliche Anreize fehlen aber.

Wien. „Der heutige Tag verhielt sich bisher wie ein Freitag der 13. Und das, obwohl Montag ist“, eröffnete Moderator und Presse-Chefredakteur Rainer Nowak den Abend im k47 in Wien. Zwei Podiumsteilnehmer mussten kurzfristig absagen. Heinrich Spängler, Aufsichtsratsvorsitzender des Bankhauses Spängler, war erkrankt, und Kiweno-Gründerin Bianca Gfrei saß im Zug fest. Jedoch wurde schnell Ersatz gefunden.

Ursula Tuczka, Gründerin des Metropolitan Art Club, unterstrich in ihrer Keynote Speech mehrmals, dass es weit wertvoller und nachhaltiger sei, in Kunst zu investieren als in Start-ups. Der Grund dafür sei, dass Letztere nur auf den schnellen Exit – also den Verkauf an ein größeres und etabliertes Unternehmen – aus seien. Kunst sei langlebig, nachhaltig und vermittle Freude. Förderungen bekämen aber trotzdem eher Start-ups.

Harald Mahrer, Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, entgegnete, dass eine ideale Welt zur Gänze ohne Förderungen auskäme. Sie können jedoch sinnvolle Lenkungsinstrumente sein.

„Die Digitalisierung erzielt den größten technologischen Effekt seit dem Buchdruck. Die nächsten zehn bis 15 Jahre werden spielentscheidend sein. Start-ups sind die Bugwelle dieser Veränderung. Deshalb werden wir diese jungen Unternehmer vonseiten der Politik auch gezielt unterstützen“, sagte Mahrer.

Viele zögern bei Investitionen

Das Bankhaus Spängler sieht sich als „philanthropisches Unternehmen“. „Zur Unterstützung der Salzburger Festspiele sammelt Heinrich Spängler mit seinem Verein jährlich Millionenbeträge“, sagt Vorstandsvorsitzender Helmut Gerlich, der Spängler vertrat. Es sei genug Kapital für mehr philanthropische Investments vorhanden, in dieser politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeit würden jedoch noch viele zögern, es zu investieren.

Oliver Holle von Speedinvest hat das „Investieren in Start-ups“ zum Beruf gemacht. Seine Firma investiert in frühphasige digitale Start-ups. Einen Konkurrenzkampf zwischen Kunst und jungen Unternehmern sieht er nicht: „Kunst gegen Start-ups in Österreich – das ist, als ob zwei heimische Bundesligaklubs gegeneinander anträten, die Champions League aber ganz woanders zu Hause ist. Es gibt Unmengen an Kapital, das anderswo geparkt ist, jedoch in beide Bereiche investiert werden sollte“, erklärt Holle.

Außerdem warnt er Business Angels davor, überhastet in irgendein Start-up zu investieren: „Das geht meistens schief. Wenn Leute auf diese Art Geld verlieren, wird Unternehmertum schlechtgeredet. Und das schadet Österreich dann wirklich.“ Bei KPMG sieht man Potenzial in der Philanthropie. „Es sind sowohl Kapital als auch der Wille da. Wir würden uns aber mehr steuerliche Anreize für Investoren wünschen“, sagt KPMG-Partner Michael Petritz. Vor allem in Sachen Gemeinnützigkeit und Spendenbegünstigung, aber auch bei steuerlicher Absetzbarkeit von Firmenbeteiligungen sollte es Verbesserungen geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2016)

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