Im Netz der Spendensammler

Investor Martin Rohla und die Gründer: Claudia Winkler, Matthias Frenzl und Georg Woschnagg (v.l.)
Investor Martin Rohla und die Gründer: Claudia Winkler, Matthias Frenzl und Georg Woschnagg (v.l.)(c) Akos Burg
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Wie Ex-Telekom-Manager ein neues Mobilfunkmodell entwickelt haben – und damit die Welt besser machen wollen.

Der Name, das ist in diesem Fall unschwer zu erraten, ist Programm: Goood. Gut sein, Gutes tun, für einen guten Zweck telefonieren und so weiter. Und, der Name macht es den Werbern fast zu leicht. „Greenpeace ist goood“, „Ihr seid so goood“, „Prominenter XY ist goood“ – nur ein paar aus einer ganzen Liste von Werbesprüchen, die Matthias Frenzl, einer der Gründer des Start-ups, auf seinem Laptop zeigt. Telefonieren und Gutes tun, das ist Programm. Und das soll, so die Idee der früheren Telekom-Manager, folgendermaßen funktionieren: Ein neuer Mobilfunkanbieter, der sich in ein bestehendes Netz einmietet und Tarife zum Telefonieren und Surfen anbietet, die mit den bestehenden Angeboten konkurrieren können.

Der Unterschied? Goood will zehn Prozent der Grundgebühr einem sozialen Zweck widmen; welchem Thema, welcher Organisation oder welchem Projekt sie dieses Geld widmen möchten, das können Kunden selbst entscheiden. Geplant sind Kooperationen mit diversen Non-Profit-Organisationen, von den Großen wie Caritas, WWF oder Greenpeace bis zur lokalen Freiwilligen Feuerwehr. Auch Goood will ein Viertel der Gewinne in soziale Projekte investieren, die „ebenfalls das Ziel haben, über den Massenmarkt die Gesellschaft positiv zu verändern“.

Wirtschaftlich gesehen gehe sich das aus, indem Goood weniger für Marketing und Werbung als herkömmliche Mobilfunkanbieter ausgeben und stattdessen mit diversen NPO kooperieren will (etwa, indem bei Newslettern an die Spender diverser Organisationen für Goood geworben wird oder indem, siehe den eingangs erwähnten möglichen Slogan, gemeinsam geworben wird). Außerdem will Goood auf einen Teil des Gewinns verzichten, den die Netzbetreiber üblicherweise machen – und diese Margen seien noch immer beachtlich, sagt Claudia Winkler, eine der Gründerinnen.

Sie sollte es wissen, ist sie doch, wie ihre Mitbegründer, frühere Telekom-Managerin. Winkler war unter anderem Marketingchefin der Telekom Austria. Matthias Frenzl hat diverse Mobilfunkmarken aufgebaut, etwa Maxmobil oder Bob, zuletzt war er Marketingvorstand von Blizoo in Bulgarien. Georg Woschnagg hat Start-up-Erfahrung beim Aufbau von Mobilfunkern in Serbien oder Mazedonien. Mit im Team ist unter anderem auch noch Karl Wagner, der langjährige Chef von WWF Österreich und Mitglied des Club of Rome.

Gewinn, aber mit sozialem „Impact“

Ihnen gehe es, sagt Claudia Winkler, darum, eine andere Art von Unternehmertum zu schaffen, ein wirtschaftlich geführtes Unternehmen mit einem Fokus auf Soziales und Umverteilung. „Wir stehen zwischen Profit- und Non-Profit-Unternehmen. Wir müssen Gewinn machen, aber einen, der sozialen Impact hat“, sagt die Managerin, die etwa auch die Flüchtlingsinitiative „Fremde werden Freunde“ mitbegründet hat.

Diese Tatsache, „dass das gestandene Unternehmer“ sind, war es auch, die Investor Martin Rohla im Mai, als er zum ersten Mal von dem Projekt erfuhr, sofort „so cool“ fand. Er, den man in Wien etwa von Projekten wie der Naturapotheke St. Charles, dem Restaurant Habibi & Hawara oder der Stadtflucht Bergmühle kennt, hat mit seiner Gesellschaft Goodshares in das Start-up investiert. Rohla ist einer der Partner des EIF (European Investment Fonds) und der AWS (Austria Wirtschaft Service), damit wird jede Investition von Goodshares vom EAF (European Business Angel Fonds) automatisch verdoppelt.

Aktuell läuft via Startnext außerdem eine Crowdfunding-Kampagne. Ziel ist, zunächst in Deutschland zu starten, die Verhandlungen mit dem Netzbetreiber stünden dort, wie in Österreich, kurz vor Abschluss. Mittlerweile arbeitet ein 20-köpfiges Team daran, sieben davon in einem Büro in Berlin Kreuzberg. Als Spendenpartner arbeitet Goood mit der Plattform Betterplace zusammen. Der Markteintritt in Deutschland ist noch für heuer geplant – Ziel ist, in fünf Jahren einen Marktanteil von einem Prozent zu erreichen, damit würde man in den fünf Jahren 40 Millionen Euro „sozialen Impact“ schaffen – „Und das ist es, wofür wir rennen. Es zeigt, jeder kann schnell aktiv werden, schnell Gutes tun. Wir sind davon überzeugt, dass wir so zeigen können, dass Wirtschaft auch anders geht“, sagt Winkler. Der Start in Österreich ist für das erste Quartal 2017 geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2016)

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