Optiker fordern eine verschärfte Gewerbeordnung

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Augenarzt(c) APA/dpa/Sven Hoppe
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Die Optikerinnung holt mit ihren Forderungen nach höherer Ausbildung und Meisterpflicht gegen die Filialisten und Augenärzte aus.

Wien. Mit dem Wunsch nach einer Nachschärfung der Gewerbeordnung bezieht Anton Koller einen aktuell wenig salonfähigen Standpunkt. Auch bei der Wirtschaftskammer fand der Bundesinnungsmeister der Optiker und Augenoptometristen in den Reformverhandlungen kein Gehör. Die Kammer musste sich nach Präsentation der neuen Gewerbeordnung jüngst gegen den Vorwurf wehren, zum Schutz ihrer Pfründe keine Deregulierung zuzulassen.

Kollers Forderung nach mehr Regulativen stieß dementsprechend auf taube Ohren. Konkret will er einen verpflichtenden Meister pro Optikerbetrieb und eine gesetzlich fixierte akademische Aus- und Fortbildung. Das soll das Ansehen seines Standes heben, dem der qualifizierte Nachwuchs abgehe. „Gott sei Dank ist das bisher an der Vernunft der Parlamentarier und Politiker gescheitert“, sagt Helga Azem. Die Bundesfachgruppenobfrau der österreichischen Augenärzte lehnt es strikt ab, dass handwerklich geschulte Optiker medizinische Tätigkeiten beanspruchen und sich „als vorgeschalteter kleiner Augenarzt“ positionieren.

Die beiden Berufsgruppen verbindet eine jahrzehntealte Hassliebe. Viele teilen sich eine Praxis oder sind zugleich Optiker und Arzt. Viele verklagen sich aber auch vor Gericht: So wurde ein Optiker verurteilt, der einen englischen, laut Ärztekammer irreführenden Doktortitel auf seine Visitenkarten druckte. Dann wieder hagelte es Kritik an der Ärzteschaft, die durch eine Lockerung ihres Standesrechts am Geschäft der Optiker mitnaschen würde.

Tumult in der Kammer

Eine akademische Ausbildung, die laut Koller dem Berufsumfang Rechnung trage, „ohne unter der Knute der Augenärzte zu stehen“, könnte demnächst an einer Tiroler Fachhochschule starten. Alles hänge an den Geldern der Wirtschaftskammer, die sich aber wenig engagiert zeige. Azem, selbst auch Optikerin und in der Innung tätig, sieht darin den Versuch, „mit aller Gewalt und ohne Not das Niveau hinunterzudrücken“.

Aus den Reihen der Optiker wisse sie, dass die breite Masse mit ihrer handwerklichen Lehre zufrieden ist. In der Kammer gebe es schon Tumult, weil die Prozesskosten die Mitgliedsbeiträge auffressen und man aufgrund der Verflechtungen die eigenen Klienten klagt. Wenn der Tiroler Studiengang ein neuer Versuch sein sollte, eine medizinische Ausbildung zu schaffen, wäre die Ärzteschaft dagegen, schickt sie voraus.

Kollers Vorstoß richtet sich aber nicht nur gegen die Ärzte, sondern auch gegen die großen Ketten. Es könne nicht sein, dass ein Meister für 80 Filialen reiche. Dessen Präsenz sei „zur Sicherheit der Bevölkerung unbedingt nötig“. Robert Hartlauer, der 30 Prozent aller Brillen in Österreich verkauft und mit 152 Geschäften der größte Optiker des Landes ist, versteht Kollers Forderung „überhaupt nicht“. „Das würde den Markt dort reglementieren, wo es nicht nötig ist, die Preise teurer machen und die Qualität nicht verbessern.“ Hartlauer beschäftigt inklusive Lehrlingen 450 Optiker. In den Führungspositionen sitzen Meister. Aber sie brauche es nicht in jedem Betrieb. Zudem koste die Ausbildung bis zu 40.000Euro und reiche stärker in den medizinischen Bereich hinein, den man den Ärzten überlassen will.

Und er ergänzt: „Ein Meister kostet einfach auch wesentlich mehr als ein guter Geselle, das wirkt sich im Dienstleistungsbereich auf die Preise aus.“ Zwar hat sich der Preiskampf zwischen den großen Ketten Pearle, Fielmann und Hartlauer eingebremst, aber der Druck ist noch da.

Nicht zuletzt sei die Diskussion auch angesichts der Konkurrenz aus dem Internet sinnlos, sagt Robert Hartlauer: „Ich kann eine Brille online verkaufen, wenn nicht einmal ein Optiker dabei ist, aber im Geschäft muss ein Meister stehen?“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2016)

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