Opec dreht erfolgreich an der Ölpreis-Schraube

Erstmals seit acht Jahren steht die Opec vor einer Drossselung der Fördermenge.
Erstmals seit acht Jahren steht die Opec vor einer Drossselung der Fördermenge.(c) KARIM SAHIB/AFP/picturedesk.com
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Nach der Einigung auf eine Senkung der Opec-Ölfördermenge steigen die Ölnotierungen weltweit teilweise zweistellig auf mehr als 50 Dollar je Fass.

Die Opec hat erstmals seit 2008 eine Förderkürzung beschlossen und damit den Ölpreis in die Höhe getrieben - ein Ende scheint vorerst nicht in Sicht: Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Jänner kostete am Donnerstag in der Früh 52,60 US-Dollar (49,46 Euro). Das waren um 76 Cent mehr als am Mittwoch. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 71 Cent auf 50,15 US-Dollar. Nach der Einigung waren die Ölpreise am Mittwoch stark angestiegen. Analysten des Bankhauses Goldman Sachs rechnen nun mit einem weiteren Anstieg der Ölpreise, den WTI-Preis sehen sie zwischen 55 und 56 US-Dollar. Die Experten von Morgan Stanley erwarten ein Preisband von 50 bis 60 US-Dollar, wenn die OPEC die Produktionskürzung beibehalte.

Zuvor hatte sich der Preis für den Rohstoff seit Mitte 2014 in etwa halbiert - in erster Linie wegen des Überangebots bei schwacher Nachfrage im Zuge der mauen Weltkonjunktur. Die großen Ölexporteure rangen seit langem um eine Begrenzung der Fördermengen, um der Rohöl-Schwemme Herr zu werden. Der Preisverfall hat in vielen Ölländern tiefe Spuren in der Wirtschaft und den Staatsfinanzen hinterlassen. Dennoch liefen die Pumpen zumeist auf Hochtouren. Unterschiedliche Interessen haben bislang eine Einigung immer wieder verhindert. Wegen der Unstimmigkeiten innerhalb des Ölkartells galt eine Übereinkunft auch bei diesem Treffen in Wien als wenig wahrscheinlich.

"Entscheidung wird globaler Wirtschaft Auftrieb geben"

Doch das Vorhaben glückte: Die 14 Mitglieder des Öl-Kartells stimmten bei ihrer Sitzung am Mittwoch in Wien der Grundsatzvereinbarung vom September zu. Damals hatten sich die oft zerstrittenen 14 Länder auf eine Drosselung der Förderung um knapp 1,2 Millionen Barrel pro Tag auf 32,5 Millionen Barrel verständigt.

Der Einigung vorausgegangen war ein Vorstoß Saudiarabiens, in dem sich das Opec-Schwergewicht zu Kürzungen bereit erklärte. Der Golf-Staat stimmte schließlich einer Drosselung von rund 500.000 Barrel pro Tag zu und trägt damit den Löwenanteil der Förderbremse. Energieminister Chalid al-Falih erklärte, dies sei ein guter Tag für die Ölmärkte. "Die Entscheidung wird der globalen Wirtschaft Auftrieb geben." Zudem zeigte sich Saudiarabien offen für ein Entgegenkommen an den Erzrivalen Iran, der eine Ausnahmeregelung durchsetzte und seine Förderung sogar leicht erhöhen kann. Saudi-Arabien ringt mit dem Iran um die Vorherrschaft am Golf. Der Iran will Marktanteile zurückgewinnen, nachdem jahrelange Sanktionen gegen das Land im Zuge des Atomstreits weitgehend aufgehoben wurden.

Der Irak wollte geltend machen, seine Einnahmen aus dem Ölgeschäft seien nötig, um den Kampf gegen die Islamisten-Miliz IS zu finanzieren. Allerdings sieht die jetzt erzielte Einigung auch für den Irak eine Förder-Kürzung vor. Indonesien setzte indes seine Opec-Mitgliedschaft aus.

Russland wird Beispiel der Opec wohl folgen

Der russische Energie-Minister Alexander Nowak wiederum begrüßte die Einigung. Er gehe davon aus, dass andere Länder, die wie sein Land nicht in der Opec seien, dem Beispiel folgen würden. In den vergangenen Monaten hatte Russland seine Fördermenge noch auf ein Rekordhoch getrieben. Für den 9. Dezember ist ein Treffen der Nicht-Opec-Länder mit dem Kartell angesetzt. Die Opec hat an die Ölländer außerhalb ihrer Organisation appelliert, sich an der Kappung zu beteiligen.

Nach Angaben der Opec-Präsidentschaft Katar haben Nicht-Opec-Länder bislang eine Kappung um 600.000 Barrel zugesagt, darunter Russland mit 300.000. Mit den 1,2 Millionen Barrel der Opec-Länder würde das auf eine Reduzierung der Förderung um rund 1,8 Millionen Barrel pro Tag hinauslaufen, was knapp zwei Prozent der weltweiten Fördermenge entspricht.

Wunsch und Wirklichkeit

Ob die am Mittwoch von den OPEC-Ölministern bei ihrem Treffen in Wien fixierte Drosselung der Ölförderung des Kartells um 1,2 Mio. Fass auf 32,5 Mio. Barrel pro Tag wirklich umgesetzt wird, dürfte sich erst ab Februar, März zeigen, meint RBI-Ölexperte Hannes Loacker. "Die Historie hat gezeigt, dass hier der Wille nicht immer sehr groß ist, dass es teilweise immer sehr halbherzig gemacht wird."

Dass Russland mitmachen wolle bei der Produktionskürzung, sei "sehr 'bullish' für das Sentiment", denn eine Beteiligung von Nicht-OPEC-Staaten sei so im Vorfeld nicht vermutet worden. "Die Gretchenfrage dann wird aber sein, ob hier Russland - und auch die OPEC-Staaten selbst - diese beschlossenen Förderkürzungen auch wirklich umsetzen", sagte Loacker heute, Donnerstag, im Ö1-"Morgenjournal".

Fraglich ist für den Experten, ob die OPEC den ab Anfang 2017 zunächst nur für ein halbes Jahr geltenden Beschluss danach verlängern wird. Denn wenn sich bis dahin schon die Lager etwas abgebaut haben, könne es durchaus sein, dass die OPEC wieder zur alten Marktstrategie wechsle und versuche, die Marktanteile auszubauen. Loacker: "Am realistischsten ist wahrscheinlich, dass der Deal noch einmal um sechs Monate verlängert wird, und dann könnte der Kampf um Marktanteile wieder beginnen."

(Reuters/Rania El Gamal/ekh)

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