Flüchtlinge finden in Deutschland kaum Arbeit

Flüchtlinge auf dem Weg nach Deutschland
Flüchtlinge auf dem Weg nach DeutschlandAPA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Ernüchternde Zahlen: Nur 34.000 Personen aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern fanden zwischen Dezember 2015 und November 2016 einen Job - oft in Niedriglohnsektoren.

In der Flüchtlingskrise sind in Deutschland zwar viele Arbeitsplätze entstanden – allerdings in erster Linie für Deutsche. 50.000 bis 60.000 Stellen sind laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) neu dazugekommen - etwa im Bau, bei Sprachlehrern, Wachleuten, Sozialarbeitern und in der öffentlichen Verwaltung. Flüchtlinge haben es dagegen auf dem deutschen Arbeitsmarkt weiterhin schwer, das zeigen neue Zahlen des IAB, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört. Demnach fanden von Dezember 2015 bis November 2016 lediglich 34.000 Einwanderer aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern einen Job.

Bei 22 Prozent der Stellen handelt es sich um Leiharbeiter-Jobs. Rund 20 Prozent sind in sogenannten wirtschaftsnahen Dienstleistungen (Facilitymanagement, Wachdienste, Call Center etc.) beschäftigt. "Nimmt man das Gastgewerbe dazu, sind insgesamt 57 Prozent der Menschen in diesen Bereichen beschäftigt", sagte IAB-Direktor Joachim Möller. Bei den Arbeitsagenturen seien 406.000 arbeitssuchende Flüchtlinge registriert, 160.000 davon als arbeitslos erfasst.

Durch das Ein-Euro-Job-Programm, das im August initiiert wurde, sind bisher nur 5000 Stellen entstanden. Bis zu den geplanten 100.000 öffentlich geförderten Arbeitsplätzen ist es noch ein langer Weg.

Erst kürzlich erschien eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), wonach Ende 2018 rund 410.000 Flüchtlinge erwerbstätig sein werden, aber nur 396.000 "unterbeschäftigt". Beim IAB sind die Prognosen weniger positiv.

"Eine Illusion"

"Wenn wir es geschafft haben, nach fünf Jahren 50 Prozent in Lohn und Brot zu bekommen, ist das sicherlich ein Erfolg", sagte Möller zur Nachrichtenagentur dpa. Es sei eine Illusion, "zu glauben, dass wir eine große Zahl der Geflüchteten in unseren gut bezahlten Industriearbeitsplätzen wie beispielsweise der Automobilindustrie haben werden". Dafür solle man auf Zeitarbeit setzen: Diese helfe skeptischen Betrieben „erste Bedenken zu nehmen."

In der Flüchtlingskrise sind aber auch bis zu 60.000 Arbeitsplätze neu entstanden – für Deutsche. Die Einschätzung (siehe Grafik unten) stammt allerdings noch vom Anfang des Jahres. "Wir gehen davon aus, dass damals einige der aufgrund der Flüchtlingsmigration neu geschaffenen Stellen noch gar nicht besetzt waren, sondern erst danach hinzukamen. Deshalb könnte der Effekt heute sogar noch etwas größer sein", sagte Möller.

Vollständige Bilanz erst in fünf bis zehn Jahren

Eine Bilanz über die Auswirkungen auf die Wirtschaft könne erst nach fünf oder zehn Jahren gezogen werden. "Es wird vermutlich keine Überschussrechnung sein. Aber Vielfalt kann auch produktiv sein."

>>> Statistik zu arbeitslosen Flüchtlingen

>>> Studie: Effekte der Flüchtlingsversorgung auf Arbeitskräfte-Bedarf

(sk/niko)

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