Einkommen: Die Gehaltsschere geht immer weiter auf

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Der Rechnungshof zeigt auf, dass Arbeiter und Wenigverdiener in Österreich seit 1998 Reallohnverluste erleiden. Auf der anderen Seite steigen die Einkommen der Beamten und Besserverdiener an.

Wien. Die Gehaltsschere in Österreich geht immer weiter auf. Während die niedrigen Einkommen sinken, steigen die hohen. Zu diesem Befund kommt der Rechnungshof (RH) in seinem Einkommensbericht 2016, den er gestern veröffentlichte. Demnach haben Arbeiter seit 1998 gar einen Reallohnverlust von 13 Prozent hinnehmen müssen. Der aktuelle Bericht bezieht sich auf die Jahre 2014 und 2015.

Rund 4,23 Millionen Personen waren im Vorjahr unselbstständig erwerbstätig, Lehrlinge ausgenommen. Das mittlere Bruttojahreseinkommen betrug 26.678 Euro. Bei Arbeitern lag dieses Medianeinkommen bei 19.215 Euro. Das ist zwar auf dem Papier mehr als 1998 (16.100 Euro), doch um die jährliche Teuerungsrate bereinigt, bleibt den Arbeitern nun real um 13 Prozent weniger.

Beamte profitieren

Im Gegensatz zu den Arbeitern blieben die Bruttorealeinkommen der Angestellten seit 1998 annähernd gleich, jene der Beamten stiegen um 26 Prozent. Ein Angestellter oder Vertragsbediensteter verdiente 2015 im Mittel 30.853 Euro, nach 21.933 Euro 1998. Ein Beamter kam im Vorjahr auf ein Medianeinkommen von 53.747 Euro (1998: 30.993 Euro).
Der massive Anstieg bei den Beamten hat allerdings auch damit zu tun, dass die ÖBB-Bediensteten nicht mehr als Beamte gelten. Außerdem hat sich bei den Staatsdienern der Mittelwert verschoben, da – beispielsweise durch verringerte Einstellungen – das Durchschnittsalter der Beschäftigten gestiegen ist, womit sie gemäß Gehaltsschema auch mehr verdienen.

Frauen chronisch im Nachteil

Dass die Kluft zwischen Gut- und Schlechtverdienern weiter gewachsen ist, zeigt sich auch anhand der niedrigsten und höchsten zehn Prozent aller Einkommen. Die niedrigen Einkommen fielen „sehr stark ab“, selbst nominal. 1998 betrug der Wert, unter dem die niedrigsten zehn Prozent der Bruttojahreseinkommen liegen, 2761 Euro. Bis 2015 sank er auf 2472 Euro. Im Gegensatz dazu kletterte der Wert, über dem die zehn Prozent der Bezieher der höchsten Einkommen liegen, nominal um 44 Prozent von 42.590 auf 61.309 Euro, was auch real ein Plus von vier Prozent bedeutet.

Zwischen Männern und Frauen bewegt sich die Einkommensschere hingegen kaum: „Frauen verdienen nach wie vor und in allen Beschäftigungsgruppen deutlich weniger als Männer“, so das RH-Fazit. 2015 betrug das mittlere Einkommen der Frauen 62 Prozent des mittleren Männereinkommens. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2016)

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