Studie: Jungunternehmen schaffen die meisten Jobs

Die meisten Jobs bringen junge, mittelgroße Unternehmen zum Erblühen.
Die meisten Jobs bringen junge, mittelgroße Unternehmen zum Erblühen.(c) APA/HARALD SCHNEIDER
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Zumindest wenn junge Unternehmen eine gewisse Größe erreichen, sind sie laut WU-Studie die wirkungsvollsten Jobmotoren des Landes.

Groß und jung – so lassen sich jene Unternehmen in Österreich beschreiben, die den größten Beitrag zur Arbeitsplatzschaffung leisten. Dies zeigen die Studienergebnisse von WU-Professor Harald Oberhofer vom WU-Institut für Internationale Wirtschaft und seinen Kollegen Peter Huber vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und Michael Pfaffermayr (Universität Innsbruck, WIFO). In ihrer aktuellen Studie widmeten sie sich der Frage, welche Unternehmen in Österreich Arbeitsplätze schaffen und welche durch Marktaustritte solche wiederum zerstören.
Dabei wurde deutlich, dass trotz höherer Regulierung und anderer Arbeitskultur die österreichischen Ergebnisse stark jenen der USA gleichen.

Als Untersuchungsbasis dienten Daten über aller österreichischen Unternehmen zwischen 1993 und 2013, nur Unternehmensgründungen blieben in ihrem ersten Tätigkeitsjahr unbeachtet. Um eine Unterscheidung zwischen der gesamten Untersuchungsperiode und den Arbeitsplatzeffekten der Großen Rezession machen zu können, wurde anschließend der Datensatz auf die Jahre von 2008 bis 2010 eingeschränkt.

"Konstruktive" Zerstörung

Die Studienergebnisse machen deutlich, dass insbesondere österreichische Unternehmen, die erst seit einem Jahr am Markt sind, die meisten Arbeitsplätze schaffen. Relativ zu den ältesten Unternehmen, die es in Österreich gibt, schaffen diese pro Jahr um circa 7 Prozent mehr neue Arbeitsplätze. Diese Ergebnis ergibt sich aus zwei gegenläufigen Entwicklungen: Einjährige Unternehmen zerstören durch Marktaustritte um 7 Prozent mehr Arbeitsplätze als dies alte Unternehmen durch Marktaustritt tun. Gleichzeitig schaffen jene jungen Unternehmen, die am Markt verbleiben können, allerdings um 14 Prozent mehr neue Arbeitsplätze als die ältesten überlebenden Firmen.

In den kleinsten Unternehmen mit 1-2 Beschäftigten gehen im Vergleich zu den größten um circa 30 Prozent mehr Arbeitsplätze verloren. Die am Markt verbleibenden Mikrounternehmen schaffen insgesamt auch weniger neue Arbeitsplätze als die größten österreichischen Unternehmen. „In Österreich sind die kleinsten und jüngsten Unternehmen mit einem besonders hohen Marktaustrittsrisiko konfrontiert. Dies führt dazu, dass in diesen Unternehmen sehr viele Arbeitsplätze nur kurzfristig durch neue Markteintritte geschaffen werden, dann aber wieder verloren gehen. Dieses Bild für Österreich unterscheidet sich kaum von dem der USA, was doch etwas überraschend ist: Österreich ist doch deutlich stärker reguliert und eine Philosophie von ‚trial and error‘ ist bei uns auch deutlich weniger ausgeprägt“, erklärt Oberhofer.

Von der Wirtschaftskrise waren insbesondere die jungen Unternehmen betroffen. Bei ihnen wurden in diesem Zeitraum relativ mehr Arbeitsplätze durch Marktaustritt zerstört als bei anderen Unternehmen. Die neue Arbeitsplatzschaffung durch überlebende kleine Unternehmen ging zudem auch um 4 Prozentpunkte relativ zu den ältesten Unternehmen zurück. Bei kleinen Unternehmen zeigt sich der Beschäftigungsbeitrag durch Marktaustritte ähnlich negativ wie in der Gesamtuntersuchungsperiode, allerdings haben von 2008 bis 2010 die kleinsten überlebenden Unternehmen mehr neue Arbeitsplätze geschaffen als die Größten. „Die ganz jungen Unternehmen wurden von der Wirtschaftskrise offenbar stärker getroffen. Das kann damit zusammenhängen, dass man eine gewisse Markterfahrung braucht um in Krisenzeiten erfolgreich überleben zu können“, so Oberhofer,„Auch Finanzierungsprobleme ausgelöst durch die Bankenkrise könnten hier eine relativ wichtige Rolle gespielt haben, dies lässt sich allerdings aus den verfügbaren Daten nicht direkt abgelesen."

Experten wünschen sich breitere Datenbasis

In der Studie wurden der Einfluss der Unternehmensgröße und des Unternehmensalters für die Arbeitsplatzschaffung in Österreich untersucht, dennoch bleibt das „Warum“ offen. „In Österreich ist die Datenbasis für solche Untersuchungen äußerst beschränkt. Hierdurch ist es auch schwierig wirklich stichhaltige wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen abzuleiten. Im Sinne einer evidenzbasierten Wirtschaftspolitik wäre es deswegen dringend notwendig, die Datenverfügbarkeit von Unternehmensdaten für wissenschaftliche Untersuchungen zu verbessern. In vielen anderen europäischen Ländern könnten man dazu viel genauere Aussagen treffen, weil die Daten zur Verfügung gestellt werden“, so Oberhofer.

(ekh)

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