Viele Führungsebenen verschwinden

Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Management. Immer weniger Manager entscheiden über immer größere Deals. In Österreich erkennt man das am Schwund der Osteuropazentralen von Konzernen.

Wien. Die Globalisierung der Firmen bringt eine rasante Konzentration von Entscheidungen mit sich. Immer weniger Manager entschieden über immer größere Deals, sagt Hannes Pichler, Partner und Österreich-Chef der Boston Consulting Group (BCG). Hintergrund der Entwicklung ist der Versuch von Firmen, ihre Strukturen zu vereinfachen. Früher gab es für jedes Auto eine eigene Plattform – heute gibt es zwar nach außen hin mehr Automodelle, aber sie werden auf der Basis weniger Plattformen und daher aus weniger unterschiedlichen Teilen gebaut. Eine Entscheidung gilt für viele Modelle.

Die Konsolidierung innerhalb von Firmen wirkt sich auf das Management aus. „Ganze Managementebenen werden herausgenommen“, erzählt Pichler. In Österreich habe sich das im Schwund von Osteuropazentralen internationaler Konzerne bemerkbar gemacht. Zur Jahrtausendwende waren es noch über 300, jetzt nur mehr gut 100. Wo es früher Subregionen gab, reicht heute eine Zentrale, die in Wien sein könne, aber eben auch in London oder Zürich.

Nur wenige Entscheider

Dazu kommt, dass die Konsolidierung nicht nur innerhalb von Unternehmen stattfindet. Auch ganze Branchen werden so konsolidiert. Wo es früher zehn Anbieter gab, sind es heute nur mehr sechs, statt 20 Werken nur mehr zehn. In der Lebensmittelproduktion hat sich die durchschnittliche Werksgröße in 15 Jahren verdreifacht, schätzt Pichler. Dort werden dann neben Keksen auch Kaffee und Schokolade erzeugt. Aber von der Verpackung über die Gabelstapler bis zu den Getränken in der Kantine können zahlreiche Vorleistungen gemeinsam – und damit billiger – gekauft werden. Deutlich weniger Entscheidungen sind nötig.

Die Anzahl derer, die in großen Firmen Kaufentscheidungen treffen, ist damit dramatisch gesunken. Pichler spricht davon, dass es heute zehn „finale Entscheider“ gibt, wo es vor Kurzem noch 100 waren. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2017)

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