Telekom: Kundenfang in Deutschland

Elisabetta Castiglioni soll die Telekom in das digitale Zeitalter führen.
Elisabetta Castiglioni soll die Telekom in das digitale Zeitalter führen.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Die neue Tochterfirma A1 digital soll ihre Dienste Kunden nicht nur in den angestammten Märkten anbieten. Konzernchef Plater expandiert auch nach Deutschland.

Wien. Microsoft, Google und Amazon, aber auch IBM und Intel scheffeln ihre Millionen zunehmend im Cloud-Geschäft. Da will Telekom-Austria-Boss Alejandro Plater, der schon immer sein Augenmerk auf internationale Trends gerichtet hat, nicht nachstehen. „Digitalisierung ist unser künftiges strategisches Kernthema“, wiederholte Plater am Dienstag seine Message, die er schon bei der Bilanzpräsentation vor zwei Wochen verkündet hatte. Um die Wachstumschancen, die sich durch das Anbieten von Onlinediensten aus der Cloud bieten, voll zu nützen, hat die Telekom Austria nun eine eigene Tochterfirma gegründet: A1 digital.

Für die Führung der vorerst 60 Mitarbeiter umfassenden Firma hat Plater eine international renommierte Expertin gewonnen: Elisabetta Castiglioni. Die gebürtige Italienerin, die fünf Sprachen spricht und an der TU München studiert hat, war unter anderem Chefin von Siemens Global Media Business. Sie kennt aber auch die Telekom gut, denn von 2013 bis 2016 saß sie im Aufsichtsrat. „Wir wollen unsere Kunden auf ihrer digitalen Reise begleiten und ihnen entsprechende Software und Infrastruktur bieten“, sagte Castiglioni. Kein Unternehmen könne sich dem Strukturwandel, der mit der Digitalisierung einhergeht, entziehen. „Vielmehr sollten wir die Vorteile nützen“, meinte Plater: Es gehe nicht nur um Kosteneffizienz, sondern auch um die Umwelt: Etwa, wenn CDs nicht mehr auf dem Müll landen, weil sie gar nicht mehr gebraucht werden, weil Musik digital konsumiert wird. Auch veraltete Computer müssen nicht nach wenigen Jahren entsorgt werden, weil über die Cloud die bestehenden Systeme aufgerüstet werden können.

Niederlassung in München

Der zweite Schwerpunkt neben Cloud-Diensten liegt auf dem Internet der Dinge (das Alltagsprodukte mit dem Internet vernetzt und intelligent macht). Auch da ist die Entwicklung rasant: Bis 2020 soll sich weltweit allein der Datenverkehr über mobile Geräte verachtfachen.

Angesprochen werden sollen mit A1 digital nicht nur bestehende und neue Geschäftskunden in jenen Ländern, in denen die Telekom schon tätig ist – also außer Österreich auch Bulgarien, Weißrussland, Kroatien, Slowenien, Serbien und Mazedonien. „Im Zuge unserer Expansionsstrategie wollen wir auch nach Westeuropa gehen, vor allem nach Deutschland“, betonte Plater. Dazu wird es in München eine Niederlassung von A1 digital geben, die den deutschen Markt bearbeitet.

Im Fokus stehen mittelständische Unternehmen, aber auch Freiberufler wie Ärzte und Anwälte. Bei ihnen gehe es um die Vernetzung ihres Geschäfts, sodass Kunden Termine online vereinbaren können. Dass der Digitalisierung keine Grenzen gesetzt sind, zeigt ein Projekt, das bereits im Vorjahr durchgezogen worden ist: Für den Baukonzern Porr wurden dessen 4000 Baumaschinen in Österreich, Deutschland und Tschechien digitalisiert. „Damit kann die Porr bei der Wartung gezielt Kosten sparen“, erzählte Castiglioni. Aber nicht nur das: Etwaige Diebstähle können rasch geklärt werden.

Für das Cloud-Geschäft investiert die Telekom 30 Mio. Euro in neue Datencenter. Wobei den österreichischen Kunden garantiert wird, dass ihre Daten auch auf österreichischen Servern gespeichert bleiben. Die Telekom versucht so, Ängste zu zerstreuen, dass vor allem in Weißrussland Geheimdienste im Zuge von Überwachungen auf Daten der Telekom-Austria-Tochter Velcom zugreifen. „Wir halten uns in Weißrussland wie in allen anderen Ländern auch an die dortigen Gesetze“, betonte Plater.

Dass die Telekom zu spät auf den Digitalisierungstrend aufspringe, glauben Plater und Castiglioni nicht. Denn: Einer Gartner-Studie zufolge werden bis zu 70 Prozent der Cloud-Dienste von lokalen Anbietern bezogen. „Wir wollen so ein starker regionaler Provider sein“, so Castiglioni. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.