Austria Email: Methusalem geht von der Börse

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Austria Email(c) Austria Email (Citronenrot/Fr. Koch)
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Nach 161 Jahren zieht sich das Unternehmen aus dem steirischen Knittelfeld vom Wiener Börsenparkett zurück.

Wien. Sie ist die älteste Aktie an der Wiener Börse: Am 20. Februar 1855 notierte Austria Email erstmals am Handelsplatz Wien – heute, Freitag, etwas mehr als 162 Jahre später, macht sie es zum letzten Mal. „Die verschärften Ad-hoc-Pflichten und der überbordende regulatorische Aufwand sind uns zu viel geworden“, sagt Austria-Email-Vorstand Martin Hagleitner. Der Abschied von der Börse sei „sicher mit Wehmut und Nostalgie verbunden. Aber für die Kapitalbeschaffung werde die Börse nicht mehr gebraucht, da „das Unternehmen seit zwei Jahren netto bankschuldenfrei gestellt“ sei. Zudem seien das Eigenkapital auf rund 60 Prozent gestiegen und die Kernaktionärsstruktur langfristig ausgerichtet. Die Treibacher Industrieholding rund um die Familien Schachl und Rauch als österreichischer Kernaktionär besitzt 26 Prozent. Mehrheitseigentümer ist die französische Atlantic Société Française de Développement Thermique, die künftig 69,06 Prozent statt 65 Prozent halten wird.

Dies deshalb, weil zum Börsenrückzug den Inhabern der 9,65 Prozent Streubesitzaktien ein Übernahmeangebot in Höhe von zehn Euro je Anteilsschein gemacht wurde. Das habe einen Aufschlag von rund 30 Prozent zum vorherigen Durchschnittskurs entsprochen, und das sei von 4,06 Prozent angenommen worden, so Hagleitner: „Das hat uns etwa 1,7 Mio. Euro gekostet.“

Als nächster Schritt kommt nun der Umtausch der Inhaber- in Namensaktien, bei dem man auch erfahren werde, wer die Aktionäre im Detail sind. Jene Aktionäre, die ihre Papiere behalten haben, werden zwar in Zukunft keinen Handelsmarkt haben, jedoch weiter Dividenden erhalten. Zuletzt waren das 60 Cent pro Stück. Ergebnisse werde man auch künftig veröffentlichen und ebenso Hauptversammlungen abhalten.

Expansion nach Deutschland

Nach zwei Jahren Umstrukturierungen steht jetzt wieder Expansion auf dem Programm. Man werde drei Mio. Euro in Werkstoffentwicklung und Fertigungsverfahren investieren. Im Vorjahr wurde das deutsche auf erneuerbare Energie und Wärmepumpen spezialisierte Unternehmen Feinwerk gekauft. „In Österreich, wo wir rund 50 Prozent unseres Geschäftes machen, gibt es eine gewisse Sättigung. Deshalb müssen wir in anderen Märkten wachsen“, sagt Hagleitner.

2016 ist der Umsatz um acht Prozent auf 64 Mio. Euro gestiegen. Austria Email beschäftigt 340 Mitarbeiter. (gf)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2017)

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