Studie: Bill Gates liegt mit Roboter-Steuer falsch

BELGIUM BRUSSELS Feb 16 2017 Former CEO of Microsoft and founder of the Bill & Melinda Gate
BELGIUM BRUSSELS Feb 16 2017 Former CEO of Microsoft and founder of the Bill & Melinda Gateimago/Reporters
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Das McKinsey Global Institute stellt fest, dass sich mehr als 90 Prozent der Arbeitsplätze auch künftig nicht vollständig automatisieren lassen.

Österreichs Bundeskanzler Christian Kern und einige Parteikollgen nennen es Wertschöpfungsabgabe, Microsoft-Gründer Bill Gates Robotersteuer. Gemeint ist in beiden Fällen das Gleiche, nämlich die Finanzierung der Sozialsysteme durch eine zusätzliche Abgabe. Gates möchte mit seiner Roboter-Steuer ein Problem lösen, das in der realen Welt überhaupt nicht existiere, behauptet die International Federation of Robotics (IFR) in einer Aussendung. Der Grund: Eine empirische Prüfung der Wirtschaftsdaten und Zukunftsforschung zeigt einen klaren Beschäftigungsanstieg in der Roboter-Bilanz - also das Gegenteil der von Gates befürchteten Jobverluste.

Auch das heimische Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hatte den Kern-Vorschlag kritisch beurteilt, das Wifo warnte vor Negativeffekten, denn auf lange Sicht könnte die Nachfrage nach Arbeitskräften sogar sinken.

Diese Entwicklung stimme mit den historischen Erfahrungen technologischer Revolutionen überein, so die Organisation IFR. Zuletzt zu sehen war dies bei Computern und Software - beispielsweise von Microsoft -die mit ihrem Siegeszug die Geschäftswelt automatisierten. Den Einsatz von Technologie zu besteuern statt die damit erwirtschafteten Gewinne, wirke sich zudem negativ auf Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung aus.

Das McKinsey Global Institute stellt fest, dass sich mehr als 90 Prozent der Arbeitsplätze auch künftig nicht vollständig automatisieren lassen. Die US-Automobilindustrie installierte beispielsweise zwischen 2010 und 2015 mehr als 60.000 Industrieroboter. Im selben Zeitraum nahm die Beschäftigung in der US-Automobilbranche um 230.000 Arbeitsplätze zu. Dieser Entwicklungstrend zeigt sich auch in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften Europas und Asiens. Die jüngste OECD-Studie zur Zukunft der Produktivität ergab: Unternehmen, die technologischen Fortschritt erfolgreich einsetzen, sind bis zu zehnfach so produktiv wie Wettbewerber, die in diesem Feld nicht investieren.

Gewinne besteuern und nicht Chancen

Eine Roboter-Steuer würde die unverzichtbaren Investitionen in den technologischen Fortschritt für die Unternehmen teurer machen. "Tatsächliche Wertschöpfung sollte besteuert werden und nicht schon im Vorfeld die reine Chance auf Gewinn", sagt Joe Gemma, Präsident der International Federation of Robotics. Wie die Praxis zeigt, falle die Steuerbilanz nach einem technologischen Umbau für die Sozialsysteme ohnehin positiv aus. Wenn repetitive oder gefährliche Jobs durch den Einsatz von Industrierobotern verloren gehen, entstehen neue höherqualifizierte Stellen, die zudem besser bezahlt werden und damit die Beiträge für die Sozialkassen steigern.

(red.)

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