Geht es dem Tourismus besser?

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Die finanzielle Lage der Hoteliers wird durch die niedrigen Zinsen beschönigt, lautet eine Analyse der KMU Forschung Austria.

St. Johann. Die Ertragskraft der österreichischen Tourismusbetriebe hat sich in den Jahren 2014 und 2015 leicht verbessert. Das ergibt eine Analyse der KMU Forschung Austria. Direktor Peter Voithofer schränkte bei der Präsentation der positiven Nachricht vor Journalisten jedoch ein: Das sei kein Grund zu nachhaltiger Freude. Die Verbesserung sei allein dem niedrigen Zinsniveau geschuldet.

Sobald das in der EU wieder steige, würden die Hoteliers und Gastronomen ein Problem bekommen. Denn nur das Ergebnis nach Zinsen habe sich durch die billigen Kreditrahmen zwischen 2011 und 2015 um knapp einen Prozentpunkt auf 2,1 Prozent verbessert. Rechnet man die günstigen Zinskonditionen heraus, habe sich die Gewinnmarge jedoch verringert.

Vor diesem Hintergrund warnt Voithofer: Die Steuerreform des vergangenen Jahres verschmerze der Tourismus schwer. 150 Mio. Euro Mehrkosten sind den Hoteliers laut seinem Institut durch die Verlängerung der Abschreibungsdauer bei Betriebsimmobilien – sprich Hotels samt Inventar – von 33 auf 40 Jahre entstanden. „40 Jahre Abschreibung für Möbel, das ist utopisch“, sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher, die Obfrau der Bundessparte Tourismus der WKO. „Der österreichische Tourismus ist nicht wegen, sondern trotz der Rahmenbedingungen erfolgreich“, sagt sie und verweist auf die im vergangenen Mai von zehn auf 13 Prozent angehobene Umsatzsteuer für Logis.

Weder bei Pauschal- und Gruppenreisen noch bei Geschäftskunden, die bereits Kontingente im Voraus gebucht haben, hat man den Aufschlag weitergeben können, sagt Nocker-Schwarzenbacher. Sie verweist auf den Fall der bayerischen Nachbarn: Mit Anhebung des Steuersatzes auf 19 Prozent hätten deren Hotels von 2004 bis 2009 einen Einbruch bei den Nächtigungen von 19 Prozent hinnehmen müssen. Nach Reduzierung des Umsatzsteuersatzes auf sieben Prozent ab 2010 habe es noch fünf Jahre gedauert, um auf den Stand von davor zu kommen.

Hoher Steuersatz als Belastung

Nach den Erschwerungen des Vorjahrs in Österreich fordert sie von der Politik ein ausgleichendes Geschenk für die Branche: „Der Staat hat Geld, aber für andere Sachen.“

Durch die Steuererhöhung sinkt laut Voithofer neben dem Gewinn auch die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Nachbarn: Österreich sei mittlerweile Spitzenreiter – neben Deutschland haben auch Italien mit zehn Prozent und die Schweiz mit 3,8 Prozent niedrigere Steuersätze. Dagegen wurden die Kosten für ein Hotelbett in Österreich durch Personal- und Lebensmittelkosten seit 2010 mit 21 Prozent deutlich stärker in die Höhe getrieben als in den angrenzenden Ländern. (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2017)

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