Vamed steigt in Großbritannien ein

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Der Umsatz des Gesundheitskonzerns Vamed stieg im Vorjahr auf einen Rekordwert von 1,16 Milliarden Euro. Neben Großbritannien erfolgte auch der Markteintritt im Iran.

Wien. Trotz Brexit zieht es den österreichischen Gesundheitskonzern Vamed nach Großbritannien. Gemeinsam mit dem britischen Klinikbetreiber Circle Health wollen die Österreicher vier Rehabilitationszentren einrichten. Das erste befindet sich in der Nähe von London, das zweite soll in Birmingham entstehen.

Im britischen Gesundheitssystem gibt es das Problem, dass sich Patienten viel zu lange in den Spitälern aufhalten. Um Kosten zu sparen, sollen Patienten künftig nach der akuten Behandlung vom Spital in ein Rehabilitationszentrum verlegt werden. Dort können spezifische Behandlungen angeboten werden. Vamed-Chef Ernst Wastler befürchtet keine negativen Auswirkungen durch den Brexit auf das Projekt, wie er am Mittwoch vor Journalisten erklärte. Im Vorjahr erfolgte nicht nur der Markteintritt in Großbritannien, sondern auch im Iran, in Australien und in Tansania.

Iran als Hoffnungsmarkt

Vor allem der Iran gehört zu den Hoffnungsmärkten. Laut Wastler hat Vamed im Iran drei konkrete Projekte im Visier. Dabei handelt es sich um die Errichtung von Krankenhäusern. Über das Auftragsvolumen wollte Wastler nichts sagen. Iranischen Medienberichten zufolge soll die iranische Versicherung SSO in Zusammenarbeit mit den Österreichern zwei Krankenhäuser (in den Städten Shiraz und Tabriz) errichten. Dabei geht es um ein Volumen von 212,5 Millionen US-Dollar. Für Vamed ist die Kooperation mit SSO von strategischer Bedeutung. Denn über 40 Millionen Menschen sind im Iran bei der SSO versichert. Zudem besitzt die SSO zahlreiche Industriekonzerne. Sie habe damit Einfluss und eine immense Macht, wie eine iranische Wirtschaftszeitung schreibt.

Vamed wurde 1982 von der Voestalpine gegründet, um das Allgemeine Krankenhaus (AKH) in Wien fertigzustellen. Mittlerweile ist das Unternehmen weltweit tätig. Bislang hat die Firma in 79 Ländern mehr als 800 Gesundheitsprojekte realisiert. Im Vorjahr kletterte der Umsatz um fünf Prozent auf 1,16 Milliarden Euro. Das Vorsteuerergebnis stieg um neun Prozent auf einen Rekordwert von 67 Millionen Euro.

Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich um 200 auf 17.400. Davon sind rund 6000 Menschen in Österreich beschäftigt. Bei der Errichtung von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen im Ausland greift Vamed auf österreichisches Know-how zurück. Somit ermöglicht der Konzern rund 2000 österreichischen Klein- und Mittelbetrieben den Zugang zu ausländischen Märkten.

Vamed ist auch ein Paradebeispiel für eine gelungene Privatisierung. 1996 verkaufte der österreichische Staat die Mehrheit an den deutschen Fresenius-Konzern, der an der Börse notiert. Der Staat ist über die Österreichische Bundes- und Industriebeteiligung (ÖBIB) weiterhin mit 13 Prozent an Vamed beteiligt. Auch nach dem Eigentümerwechsel blieb der Unternehmenssitz in Wien.

Wichtigstes internationales Referenzprojekt war im Vorjahr die erfolgreiche Sanierung und Erweiterung des größten deutschen Universitätskrankenhauses, der Berliner Charité, mit einem Projektvolumen von 175 Millionen Euro. In Afrika wurde im Norden von Ghana ein aus mehreren Modulen bestehendes Krankenhaus-Konzept umgesetzt. In Laos ging 2016 das erste onkologische Strahlentherapiezentrum in Betrieb.

Auch in Österreich kamen mehrere Aufträge hinzu. So wurde Vamed mit der Erweiterung des Universitätsklinikums in St. Pölten beauftragt. In Wien richtet die Firma zwei Strahlentherapie-Zentren (im Krankenhaus Hietzing und im SMZ Ost) ein. Auch mit Thermen (wie Therme Wien-Oberlaa, Geinberg, Laa an der Thaya) ist der Konzern groß im Geschäft.

AUF EINEN BLICK

Der Gesundheitskonzern Vamedbefindet sich auf Expansionskurs. Im Vorjahr erfolgte der Markteintritt in Großbritannien, Iran, Australien und Tansania. Bislang hat das Unternehmen in 79 Ländern mehr als 800 Gesundheitsprojekte realisiert. Im Vorjahr stieg der Umsatz um fünf Prozent auf 1,16 Mrd. Euro. Das Vorsteuerergebnis kletterte auf 67 Mio. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2017)

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