Analyse. Die Notenbanker kamen, sahen und taten: nichts. Warum sollten sie auch? Die Stimmung ist in der Eurozone so gut wie seit 2007 nicht. Und bis Draghi und Co. wieder an der Zinsschraube drehen müssen, kann es noch Jahre dauern.
Es ist schon eigenartig. Am Sonntag stand die Eurozone noch vor dem Le-Pen-induzierten Abgrund, zumindest wenn man den vielen Analysten glauben darf. Und jetzt? Jetzt ist plötzlich Partystimmung angesagt. Das ist kein Scherz: Die Zuversicht der Wirtschaftstreibenden ist in Europa aktuell so hoch wie seit 10 Jahren nicht mehr. Nicht nur die Finanzkrise, sogar die europäische Schuldenkrise scheint überwunden – zumindest in den Köpfen.
Die Europäische Zentralbank entschloss sich daher am Donnerstag einfach mal nichts zu tun und zu genießen. Noch nicht mal der Text der Presseaussendung vom letzten Zinsmeeting im Mai wurde groß verändert. Die ganze Sitzung hätten sich Mario Draghi und Co. sparen können: Die Zinsen bleiben gleicht niedrig, bei 0,00 bis 0,25 Prozent. Die Banken müssen für gebunkertes Geld weiterhin einen Negativzins von -0,40 Prozent zahlen. Auch das Programm zum Ankauf europäischer Staatsanleihen und Wertpapiere läuft unverändert weiter. Pro Monat pumpt die EZB 60 Mrd. Euro in diese Märkte – um den Aufschwung der Konjunktur und der Inflation weiter zu stützen.