ÖVAG räumt auf und holt sich 400 Millionen Euro

(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) wird sich 2010 von ihren Aktionären 400 Mio. Euro holen. Die ÖVAG und Hypo Kärnten sind heuer tief in die Verlustzone gerutscht.

Wien (höll). Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) wird sich 2010 von ihren Aktionären 400 Mio. Euro holen. „Damit wollen wir einen Teil des Staatsgeldes von einer Milliarde Euro zurückzahlen“, kündigte ÖVAG-Chef Gerald Wenzel am Mittwoch an. Haupteigentümer des Instituts sind mit 58,2 Prozent die 60 österreichischen Bundesländer-Volksbanken. Zweitgrößter Aktionär ist die Frankfurter DZ-Bank mit 25 Prozent. Den Rest halten die deutsche Ergo-Versicherung und die Raiffeisen Zentralbank. Wenzel geht davon aus, dass alle Eigentümer bei der Geldspritze mitmachen werden.

Die DZ-Bank ist sich da noch nicht so sicher: „Kein Kommentar“, hieß es dazu gestern aus Frankfurt. Es sei noch offen, ob tatsächlich 100 Mio. Euro nach Österreich überwiesen werden.

Die DZ-Bank ist im Vorjahr mit einer Mrd. Euro selbst tief in die Verlustzone gerutscht und hat sich erst vor Kurzem 400 Mio. Euro von ihren Eigentümern geholt. Die Kapitalerhöhung bei der ÖVAG ist notwendig. Kann das Volksbanken-Spitzeninstitut bis Ende 2011 nicht die erste Tranche der Staatshilfe von 300 Mio. Euro zurückzahlen, droht der Bank die Verstaatlichung. „Dazu wird es nicht kommen. Niemand hat Interesse, dass die ÖVAG verstaatlicht wird“, versicherte Wenzel.

ÖVAG macht auch 2010 Verluste

Das Volksbanken-Spitzeninstitut ist nicht das einzige Institut, das gerade seine Kapitaldecke auffüllt. Die Kärntner Hypo braucht heuer noch mindestens 1,5 Mrd. Euro. Die Erste Bank hat diese Woche eine Kapitalerhöhung in der Höhe von 1,74 Mrd. Euro abgeschlossen. Und die Bank Austria wird im Frühjahr 2010 bis zu zwei Mrd. Euro von ihrem Mutterkonzern UniCredit erhalten. Die italienische Großbank wird dazu im Jänner 2010 vier Mrd. Euro bei privaten Investoren einsammeln.

Während aber Erste Bank und Bank Austria hohe Gewinne ausweisen, sind ÖVAG und Hypo Kärnten heuer tief in die Verlustzone gerutscht. Allein das Volksbanken-Spitzeninstitut hat für die ersten drei Quartale 2009 einen Vorsteuerverlust von 607 Mio. Euro gemeldet.

Wenzel begründete dies mit hohen Abschreibungen – unter anderem für Immobilienbeteiligungen in Osteuropa. „Wir machen jetzt Tabula rasa“, erklärte der Bankchef im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Auch 2010 wird die ÖVAG aller Voraussicht nach einen Verlust aufweisen. Ähnlich wie die Hypo Kärnten kann die Bank nicht die Zinsen für das Staatskapital zahlen. Denn im Vertrag mit dem Finanzministerium gibt es den Passus, wonach der Staat in Verlustjahren auf das Geld verzichtet. Damit entstehen dem Bund allein bei der ÖVAG für die Jahre 2009 und 2010 Zinsausfälle von zusammen 186 Mio. Euro. Im Zuge der Sanierung streicht die Bank mittelfristig 900 von 8600 Stellen.

Spezialbankenverkauf

Wenzel weist Zweifel an der Überlebensfähigkeit der ÖVAG zurück. Mit der Hypo Kärnten in einem Atemzug als Problembank genannt zu werden, hält der Banker für nicht gerechtfertigt: „Wir haben Eigentümer, die mit uns gemeinsam in die Zukunft gehen wollen. Bei der Hypo Alpe Adria ist das vielleicht nicht so.“

Laut Wenzel werde die Bank auch in fünf Jahren im Wesentlichen die gleichen Eigentümer haben. Ein Verkauf der ÖVAG oder eine Fusion mit einem Rivalen komme nicht infrage.

Um zu Geld zu kommen, wird die ÖVAG noch heuer fünf Spezialbanken (wie die Ärztebank, die Immobank und die VB Factoring) im Wert von 230 Mio. Euro an die Bundesländer-Volksbanken verkaufen. Meldungen, dass die Volksbanken in Westösterreich wenig Bereitschaft zeigen, dafür Geld lockerzumachen, werden von Wenzel bestritten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2009)

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