Trump pfeift auf erneuerbare Energie

US-Präsident Donald Trump will die „Energiedominanz“ der Vereinigten Staaten festigen.
US-Präsident Donald Trump will die „Energiedominanz“ der Vereinigten Staaten festigen.(c) APA/AFP/NICHOLAS KAMM (NICHOLAS KAMM)
  • Drucken

Rohstoffe. Donald Trump will Russland und Saudiarabien entgegentreten und aus den USA einen Energieexporteur machen. Dass er dabei gleich von „Dominanz“ spricht, stößt vielen sauer auf.

Wien. Öl. Gas. Kohle. Nuklearenergie. Donald Trump wünscht sich die internationale „Energiedominanz“ der USA – und setzt dabei auf klassische, fossile Quellen. Erneuerbare Energie? Fehlanzeige. Der US-Präsident will mehr als bloß die Energieunabhängigkeit des eigenen Landes sichern. Er will die USA zu einem Nettoexporteur von Energie machen und Länder wie Russland oder Saudiarabien auf deren eigenem Spielfeld entgegentreten.

„Unser Land ist mit gewaltigen Energiereserven gesegnet“, sagte Trump bei einer Rede im US-Energieministerium. „Diese Exporte werden unzählige Jobs für unsere Leute schaffen und für echte Energiesicherheit sorgen.“ Es ist der vierte Schritt weg von der Energiepolitik seines Vorgängers Barack Obama. Trump nannte dessen Amtszeit in seiner Rede „acht Jahre in der Hölle“.

Die ersten drei Schritte waren: die Aufhebung des Kohlemoratoriums, der Rückzug aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und der Rückbau von staatlichen Regulierungen des Energiesektors. Wobei zumindest die Abgrenzung von Obama fast nur Rhetorik zu sein scheint. Der Demokrat hat sich zwar dem Klimaschutz verschrieben, aber die Energieunabhängigkeit der USA durchaus auch forciert. Obama hat sich hinter den Ausbau der Öl- und Gasförderung gestellt und die Exporte von Öl unterstützt.

Trump setzt voll auf LNG

Der Frackingboom hat Amerika wieder zu einer Ölnation gemacht– eine Rolle, die man eigentlich längst abgelegt hat. Obama hat ein vier Jahrzehnte gültiges Exportverbot für Öl aus den Vereinigten Staaten aufgehoben. Das hat zu einem Boom in der Frackingindustrie geführt und viele Jobs geschaffen. Schon im Jänner hat zudem die US-Energiebehörde EIA vorausgesagt, dass die USA bis 2026 ein Nettoexporteur von Energie sein könnten.

US-Energieminister Rick Perry sagte kürzlich: „Ein energiedominantes Amerika wird in Märkte rund um die Welt exportieren, was unseren globalen Führungsanspruch und unseren Einfluss vergrößert.“ Besonders die Exporte von Liquified Natural Gas (LNG) will Trump jetzt forcieren. Die US-Regierung sieht LNG als Option, die Abhängigkeit der eigenen Verbündeten in Europa von russischem Gas zu verringern. Die Frage ist aber: Wollen das die europäischen Länder überhaupt?

Erst vor wenigen Tagen hatte der US-Energieminister bei einer in Berlin übertragenen Rede vor Angela Merkel für LNG aus Amerika geworben. Die Deutsche Kanzlerin, die gemeinsam mit Moskau an der Nord-Stream-2-Pipeline arbeitet, zeigt sich aber wenig beeindruckt. Deutschland hält seit Längerem gegen den heftigen Widerstand der USA an dem Projekt fest, an dem auch die österreichische OMV beteiligt ist.

Ein weiterer wichtiger Gaslieferant innerhalb Europas ist Norwegen, das auch auf LNG setzt. Der Gashandel zwischen den USA und Europa steckt hingegen erst in den Kinderschuhen. Die allererste Lieferung von amerikanischem Gas ist erst vor wenigen Monaten in Polen angekommen – nachdem Norwegen Lieferschwierigkeiten gehabt hat. Bis vor Kurzem waren die USA selbst Nettoimporteur von LNG und nicht Exporteur.

LNG ist flexibler als Pipelinegas, aber deshalb auch weniger politisch nutzbar. Pipelines sind Megainvestitionen in fixe Verbindungen, die auch von langfristigen Lieferverträgen flankiert werden. Der Bau von Nord Stream2 soll mehr als neun Milliarden Euro kosten. Neben der OMV sind fünf weitere europäische Energieunternehmen sowie die russische Gazprom daran beteiligt.

„Suche nach Partnerschaft“

Dennoch wurde der neueste Vorstoß des US-Präsidenten von der amerikanischen Öl- und Gasindustrie begeistert begrüßt. Auch der Nuklearsektor, der immer noch für 20Prozent der amerikanischen Energieproduktion verantwortlich ist, soll wiederbelebt werden – wobei man in den USA eher auf kleinere Kraftwerke setzen will.

Trumps Rhetorik von der „Energiedominanz“ stößt allerdings vielen sauer auf. So sagte der frühere Vizeminister im Energieministerium unter Obama, Jonathan Elkind, zu CNBC: „Diese Länder rund um die Welt, die wir gern als Kunden hätten, die wollen nicht ,dominiert‘ werden, sondern sie suchen nach einer Partnerschaft mit uns.“ (jil)

AUF EINEN BLICK

US-Präsident Donald Trump hat eine Wende in der heimischen Energiepolitik hin zu mehr Exporten und Atomkraft angekündigt. Sein Land stehe vor einer „goldenen Ära“, in der die USA durch eine dominierende Rolle auf dem Energiemarkt ihre weltweite Vormachtstellung untermauern würden, sagte Trump. Exporte von Flüssiggas nach Asien und Europa sollten ebenso wie jene von Kohle in die Ukraine ausgebaut werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Bye bye, Weltklimavertrag, heißt es aus den USA.
Außenpolitik

USA reichten bei UNO offiziell Austritt aus Klimaabkommen ein

Die Vereinten Nationen bedauerten die Entscheidung der Trump-Administration. Die USA seien zu weiteren Verhandlungen bereit, wenn diese "günstiger für ihre Wirtschaft" seien.
Für Trump ist der „angebliche Klimawandel“ nur „schlechtes Wetter“. Nun muss er sich von eigenen Behörden belehren lassen.
Österreich

Beim Klima steht Trump im Regen

Die eigenen Behörden erklären der US-Regierung, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel drastische Folgen für Amerika hat. Wird der Präsident den Bericht freigeben?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.