Post wird digital, Briefe elektronisch

A worker sorts mail at Austrian Post logistics centre in Vienna
A worker sorts mail at Austrian Post logistics centre in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Der halbstaatliche Konzern baut neue Services aus und trotzt damit dem Volumensrückgang im Briefgeschäft. Mehr Geld fließt künftig in die Paketlogistik.

Wien. Briefe sind zwar mit einem Umsatzanteil von knapp 76 Prozent nach wie vor das Hauptgeschäft der Österreichischen Post, aber ihr Volumen schrumpft – vom Internet angeknabbert – von Jahr zu Jahr um drei bis fünf Prozent. Im Gegenzug boomt das Paketgeschäft – getrieben just vom Onlineshopping. Aber das Umsatzvolumen ist, auch wenn es im ersten Halbjahr um 16,7 Prozent auf 232,7 Mio. Euro zugelegt hat, noch immer vergleichsweise gering.

Diese Entwicklung ist nicht neu, sie beschleunigt sich nur zusehends. Das ist ein Grund mehr für Post-General Georg Pölzl, der vor acht Jahren angetreten ist, den Gelben Riesen zu modernisieren, auf „Post 4.0“ mit neuen Services zu setzen. Eines davon ist das Onlineportal Shöpping.at. Nach einer langen Planungsphase und Anfangsproblemen ist die rot-weiß-rote Alternative zu Amazon im April gestartet. Wobei Pölzl Shöpping nicht als direkte Konkurrenz zum US-Onlineriesen, sondern als Ergänzung sieht.

„Shöpping“: Ziele erreichbar

Jetzt bieten bereits rund 100 Händler ihre Artikel über die Shöpping-Plattform an. Bis Jahresende will die Post 200 Händler mit einer Million Artikeln unter Vertrag haben. Ein Ziel, dass für Pölzl erreichbar scheint, sei doch das Interesse vor allem kleiner und mittlerer Händler, aber auch von Kommunen und Gemeinden sehr groß. Es gebe eher technische Probleme, sie auf die Plattform zu bekommen. „Bei Sortiment und Positionierung müssen wir noch nachschärfen“, meinte Pölzl.

Noch besser hat der E-Brief eingeschlagen: 100.000registrierte Empfänger nach wenigen Wochen seien weit mehr als erwartet, meinte Pölzl. Eine Umfrage habe ergeben, dass schon 40 Prozent der Menschen ihre Briefe elektronisch erhalten wollen. Es geht sowohl um Briefe privater Unternehmen wie auch von Behörden.

Im Gegensatz zum E-Mail, in dem sensible Dokumente oder Empfängerdaten ungesichert übermittelt werden, hinterlegt der E-Brief diese Daten in einem sicherheitstechnisch geprüften Portal, dem E-Briefkasten. Dort kann der Kunde den Brief abrufen. Das Briefgeheimnis bleibt gewahrt.

Dass eines Tages statt des Briefträgers ein Roboter – oder gar eine Drohne – die Post bringt, hält Pölzl indes für unwahrscheinlich. Das Unternehmen forscht zwar auf diesem Gebiet und hat auch schon mit Prototypen Tests durchgeführt. „Der Einsatz wird aber überschaubar sein“, meint Pölzl.

Um vom dynamischen Wachstum im Paketbereich, das der Post trotz starker Konkurrenz vor allem durch die Deutsche-Post-Tochter DHL und DPD gelungen ist, auch künftig zu profitieren, sind in diesem Bereich verstärkt Investitionen geplant. Das betrifft in erster Linie die Verteilzentren.

Derzeit gibt es sieben Paketverteilzentren, ein weiteres ist in Langenzersdorf geplant. Dieses spießt sich wie berichtet am Widerstand von Bürgerinitiativen, die mehr Lärm und andere Umweltbelastungen fürchten. Die Post argumentiert, ohnedies einen Teil der Investition in Umweltmaßnahmen zu investieren. Jetzt ist jedenfalls der Umweltanwalt des Landes Niederösterreich am Wort. Die EU-Kommission prüft auf Beschwerde einer Bürgerinitiative zudem im Zusammenhang mit der Umwidmung, die Volksanwaltschaft wiederum untersucht verfahrensrechtliche Details. Pölzl ist dennoch zuversichtlich, dass das Verteilzentrum kommt. Heuer sollen rund 100 Mio. Euro investiert werden, ein Viertel davon in Grundstücke, Gebäude und Anlagen.

Thema werden für Pölzl in der kommenden Zeit auch die Finanzdienstleistungen, die seit Langem in den Postämtern in Kooperation mit der Bawag angeboten werden. Der Kooperationsvertrag, eine Win-win-Situation für beide Unternehmen, bringt der Post im Jahr rund 50 Mio. Euro und läuft im Jahr 2020 aus. Man wolle nun die Jahre bis dahin nutzen, um verschiedene Optionen zu prüfen. Ohne Details zu nennen, ließ Pölzl durchblicken, dass auch die geplante Änderung der Eigentümerstruktur der Bawag eine Rolle spiele. Wie berichtet erwägen die beiden Fonds Cerberus und Golden Tree einen Ausstieg über einen Börsengang.

Die Aktie der Post, die zu 52 Prozent dem Staat gehört, spiegelt die gute Entwicklung wider: Seit Jahresbeginn ist der Kurs um 20 Prozent gestiegen. Am Donnerstag musste die Aktie aber Federn lassen und verlor über ein Prozent.

IN ZAHLEN

Die Post hat im ersten Halbjahr mit 20.400 Mitarbeitern 953,7 Mio. Euro umgesetzt, ein Minus von elf Prozent. Bereinigt um den Verkauf der deutschen Trans-o-flex stieg der Umsatz um 1,9 Prozent. Das Betriebsergebnis wuchs um 3,6 Prozent auf 102,2 Mio. Euro, der Nettogewinn um 3,3 Prozent auf 76,2 Mio. Euro. Die Post ist schuldenfrei. Die Eigenkapitalquote liegt bei 42,4 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2017)

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