Ältere Arbeitnehmer: Pönalen für Firmen vom Tisch

Ältere Arbeitnehmer
Ältere Arbeitnehmer(c) Bilderbox
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Die Zahl der Beschäftigten ab 55 Jahre stieg seit 2013 deutlich an, vorgegebene Beschäftigungsziele wurden übererfüllt, berichtet die Wirtschaftskammer. Für ältere Arbeitslose bleibt die Jobsuche aber schwierig.

Wien. „Österreichs Betriebe beschäftigen so viele ältere Arbeitnehmer wie nie zuvor“, sagte Wirtschaftskammer-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser am Freitag vor Journalisten. Anlass für die Bestandsaufnahme war der Stichtag für die Einführung eines Bonus-Malus-Systems: Wären bis 30. Juni 2017 nicht bestimmte Beschäftigungsziele erreicht worden, hätten Betrieben, die zu wenige ab 55-Jährige beschäftigen, Pönalen gedroht. Hochhauser sprach von insgesamt rund 60 Millionen Euro pro Jahr und im Schnitt 6000 Euro jährlich pro betroffenem Betrieb.

Laut der Wirtschaftskammer ist das nun vom Tisch: Die Beschäftigungszahlen per 30. Juni liegen vor, und die vorgegebenen Beschäftigungsquoten wurden demnach sogar übererfüllt. Bei den 55- bis 59-jährigen Männern wurde eine Beschäftigungsquote von 75,4 Prozent erreicht, bei einer Zielvorgabe von 73,6 Prozent. Bei den 60- bis 64-jährigen Männern betrug der Zielwert 33,1 Prozent, tatsächlich waren Ende Juni 35,5 Prozent in Beschäftigung. Und bei den 55- bis 59-jährigen Frauen betrug die Beschäftigungsquote 63,1 Prozent und lag somit ebenfalls über dem Zielwert (60,1 Prozent).

Auch demografische Gründe

In absoluten Zahlen gab es laut Wirtschaftskammer von 2013 bis 2016 einen Zuwachs von 322.132 auf 422.039 Beschäftigte in der Altersgruppe 55 plus, jeweils im Jahresschnitt gerechnet. Bis Juni 2017 stieg die Zahl auf 465.340 Personen an. Dass Betriebe keine Älteren beschäftigen wollen, sei damit endgültig ins Reich der Mythen verbannt, sagte Hochhauser. Im Gegenteil: In keiner anderen Altersgruppe sei der Beschäftigungszuwachs so hoch.

Wie viele Neueinstellungen Älterer es tatsächlich gab, ist aus den Zahlen allerdings nicht herauszulesen. Der Anstieg in absoluten Zahlen ergibt sich nicht zuletzt aus der Demografie, anders gesagt, aus dem steigenden Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung. Die steigenden Beschäftigungsquoten sind zwar ein positives Signal, Österreich hinkt damit aber immer noch anderen Ländern hinterher. Etwa in Deutschland oder Schweden ist die Quote deutlich höher.

Faktum ist auch, dass die Zahl der älteren Arbeitslosen ebenfalls nach wie vor steigt. Dass Ältere, wenn sie einmal arbeitslos geworden sind, länger auf Jobsuche bleiben, sei unbestritten, sagte Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik bei der Kammer.

WKÖ will Initiativen ausweiten

Von den derzeitigen Arbeitsmarktmaßnahmen sei die Eingliederungsbeihilfe besonders effektiv – nach Ansicht der WKÖ-Experten sollte sie jedoch bereits früher eingesetzt werden können, nicht erst nach längerer Vormerkdauer beim AMS. Nachbessern würden sie auch gern bei der Beschäftigungsaktion 20.000: Diese Arbeitsmarktinitiative, die für Langzeitarbeitslose ab 50 gilt, sollte ihrer Ansicht nach auf private Betriebe ausgeweitet werden. Derzeit betrifft sie nur Jobs im öffentlichen und gemeinnützigen Bereich. (cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2017)

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