Handel: Kampf der Wirtschaftsgiganten

Walmart startet eine Onlinepartnerschaft mit Google. Mit gebündelter Kraft geht es nun gegen Onlinehändler Amazon.
Walmart startet eine Onlinepartnerschaft mit Google. Mit gebündelter Kraft geht es nun gegen Onlinehändler Amazon. (c) REUTERS
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Der größte Einzelhandelskonzern, Walmart, und der größte Internetkonzern, Google, bündeln ihre Kräfte und greifen damit den größten Onlinehändler, Amazon, an.

San Francisco. Wer bisher behauptet hat, der Onlinehandel ist auf absehbare Zeit keine ernsthafte Konkurrenz für den stationären Einzelhandel, könnte seine Meinung am Mittwoch revidiert haben. Denn da gab der größte Einzelhändler der Welt, Walmart, bekannt, dass er seine Waren künftig nicht nur in seinen 12.000 Supermarktfilialen verkaufen wird. Er wird massiv in den Onlineverkauf investieren. Und massiv bedeutet konkret: Walmart geht eine Partnerschaft mit dem weltgrößten Internetkonzern, Google, ein. Gemeinsam wollen die beiden Konzerne so die Vormachtstellung des weltweit größten Onlinehändlers, Amazon, brechen. Es ist also ein Kampf der Giganten. Und er wird nicht nur das Kaufverhalten der Amerikaner nachhaltig verändern.

„Wir werden unseren Kunden Einkaufsmöglichkeiten bieten, die sich diese bisher nicht vorstellen konnten“, sagte Marc Lore am Mittwoch. Er ist für das Onlinegeschäft bei Walmart zuständig. Ab Ende September arbeite Walmart mit Google zusammen, dann könnten über den Sprachassistenten Google Assistant Hunderttausende Artikel bestellt werden, teilte Lore mit. Laut Google-Manager Sridhar Ramaswamy reicht das Angebot „vom Waschmittel bis zu Lego“. Walmart wird das Angebot Google Express, das unter anderem schon Einkäufe bei der Apothekenkette Walgreen's ermöglicht, in seine eigene Onlineplattform integrieren. Kunden können ihre Konten bei Google und Walmart miteinander verknüpfen. Es handle sich um das größte Produktangebot eines Einzelhändlers auf der Onlineplattform, erklärte Lore.

Seit Jahren dringt Onlinehändler Amazon in immer mehr Domänen von Walmart vor. Mitte Juni kaufte Amazon die amerikanische Biomarktkette Whole Foods Market und nistete sich somit auch in den stationären Handel ein.

Mit 4700 Supermärkten hat Walmart den größten Anteil am Lebensmittelmarkt in den USA. Konzernangaben zufolge haben 90 Prozent der US-Bürger einen Walmart-Markt im Umkreis von 16 Kilometern.

Bei der Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen enttäuschte Walmart jedoch erneut die Analysten wegen seines Rückstands zu Amazon, obwohl die Zahlen besser als erwartet waren und Walmart seine Onlineverkäufe um 60 Prozent steigerte.

Laut der Unternehmensberatung Internet Retailer, die sich auf Zahlen des US-Handelsministeriums stützt, hatte Amazon im zweiten Quartal 2017 mit 38 Prozent immer noch den größten Marktanteil am Onlinehandel in den USA – und machte in diesem Zeitraum 50 Prozent des Wachstums beim US-Onlinehandel aus.

Mit Verspätung versuchte Walmart zuletzt, seinen Anteil am boomenden Onlinehandel auszubauen. Vor einem Jahr kaufte die Unternehmensgruppe aus Bentonville im US-Bundesstaat Arkansas für drei Mrd. Dollar (2,6 Mrd. Euro) den Discounter Jet.com – ihr größter Zukauf seit 2010. Außerdem knüpfte Walmart in einigen Städten Partnerschaften mit Fahrdiensten wie Uber, um Lebensmittel auszuliefern. Im Juni bot Walmart seinen Mitarbeitern an, nach Feierabend auf ihrem Nachhauseweg online bestellte Produkte zu den Kunden zu bringen.

Einkaufen von der Couch aus

Aber auch Google steht mit Amazon in permanentem Wettstreit. Mit seinem Google-Home-Lautsprecher hinkt der Konzern dem Konkurrenzprodukt von Amazon hinterher. Zudem erhofft sich Google für seine Shoppingplattform Google Express einen Schub, über die Partnerfirmen ihre Produkte verkaufen und auf die auch Walmart-Kunden zugreifen können.

Geht es nach dem Willen von Walmart und Google, soll der Google-Sprachassistent immer ein offenes Ohr für Einkäufe haben. Der Kunde braucht nur zu sagen, dass Taschentücher, Waschmittel oder Frühstücksflocken fehlen, und schon wird binnen zwei Tagen geliefert. Walmart weiß von 140 Millionen US-Kunden schon jetzt, welche Marken und Packungsgrößen diese bevorzugen. 35 Millionen Amerikaner benutzen mittlerweile Sprachassistenten, doppelt so viele wie noch vor einem Jahr, ergab eine Umfrage des Marktforschers EMarketer.

Die Aktien von Walmart und Google-Mutter Alphabet legten am Mittwoch leicht zu, die Amazon-Papiere büßten hingegen leicht an Wert ein. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2017)

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