Skylink: Flughafen-Affäre ohne Konsequenzen

(c) APA (Robert Jäger)
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Trotz des „Skylink“-Skandals kommen alle Vorstände ungeschoren davon. Die Prüfung ergab, dass alle Vorstände „ihrer Verantwortung nachgekommen sind“. Ihnen sei daher kein Schaden anzulasten.

Wien. Nun ist es fix: Trotz der Kostenexplosion beim Projekt „Skylink“ wird es für das Management des Wiener Flughafens keine Konsequenzen geben. Nach monatelanger Prüfung kam der vom Flughafen beauftragte Grazer Universitätsprofessor Waldemar Jud zum Ergebnis, dass alle Vorstände „ihrer Verantwortung nachgekommen sind“. Ihnen sei daher kein Schaden anzulasten.

Auch der für den Airport-Ausbau verantwortliche Ex-Vorstand Christian Domany soll alles richtig gemacht haben. Domany wird die Hauptverantwortung für die massiven Kosten- und Terminüberschreitungen angelastet. Der neue Terminal Skylink entwickelte sich in den vergangenen Jahren zum Fass ohne Boden. Ursprünglich sollte er 400 Mio. Euro kosten – nun werden es voraussichtlich 830 Mio. Euro sein. Die Fertigstellung wurde von Ende 2008 auf Mitte 2012 verschoben.

Am Freitag präsentierte Jud dem Aufsichtsrat das Resultat seiner Recherchen. Doch die Öffentlichkeit wird das Gutachten nie zu Gesicht bekommen. Laut Aufsichtsratspräsident Christoph Herbst bleibt die Jud-Analyse unter Verschluss. Das Unternehmen habe ohnehin über das Ergebnis informiert – „und damit soll man es bitte bewenden lassen“, so Herbst. Im Klartext: Der Aufsichtsrat wird die Sache nicht weiterverfolgen.

Ein gut gelaunter Flughafen-Boss Herbert Kaufmann appellierte an Journalisten, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Man sollte sich besser Zukunftsthemen widmen. In den vergangenen Tagen war über einen Rücktritt Kaufmanns spekuliert worden. Doch dieser sieht dafür überhaupt keinen Anlass. Der Flughafen-Chef versicherte, er werde seinen Vertrag bis September 2014 erfüllen.

Die Manager des Airports brauchen aufgrund des für sie positiven Gutachtens keine finanziellen Nachteile befürchten. Sie können sich über diverse Erfolgsprämien freuen. Auch Ex-Vorstand Domany wird künftig eine Firmenpension ausbezahlt bekommen.

Aktionärsvertreter sind empört

In einer Presseaussendung fasst der Flughafen das Gutachten mit folgenden Sätzen zusammen: „Derartige Großprojekte stellen Unikate dar, denen Risiken im Hinblick auf die Erreichung technischer, finanzieller und zeitlicher Ziele immanent sind.“ Die Begründungen für einzelne unternehmerische Entscheidungen des Vorstands „im Zuge der Abwicklung des Projektes VIE-Skylink konnten einerseits ex ante betrachtet nachvollziehbar dargestellt werden, andererseits haben vertiefte Sachverhaltsrecherchen erklärbare Sachzwänge für das Fällen unternehmerischer Entscheidungen aufgezeigt.“

Anlegervertreter Wilhelm Rasinger ist entsetzt, dass das Gutachten nicht veröffentlicht wird. „Es geht nicht nur um das Juristische. Der Vorstand war mit Skylink völlig überfordert. Es müssen Konsequenzen gezogen werden“, fordert Rasinger. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg und der Rechnungshof werden ihre Ermittlungen unabhängig von der jüngsten Entwicklung fortsetzen.

Der Aufsichtsrat hat nun ganz offiziell den erweiterten Kostenrahmen von 830 Mio. Euro für Skylink genehmigt. Die im Sommer gestoppten Bauarbeiten werden im Februar 2010 wieder starten.

Neuer Ärger aus Brüssel

Um das Risiko zu minimieren, will der Konzern einen „Totalübernehmer“ finden, der den Terminal fertigstellen soll. Die europaweite Ausschreibung könnte noch heuer erfolgen, im dritten Quartal 2010 soll der Zuschlag erteilt werden.

Ärger droht dem Flughafen indes von der EU. Der europäische Ombudsmann hat Mängel im laufenden Vertragsverletzungsverfahren der EU gegen Österreich entdeckt. Der Ombudsmann kritisierte, dass der Flughafen ohne obligatorische Umweltverträglichkeitsprüfungen mehrfach erweitert wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2009)

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