Seefahrt: Das Ende der Schwerölära naht

Kommende strenge Umweltanforderungen für Schiffe ziehen in der Ölwirtschaft erste Konsequenzen nach sich.
Kommende strenge Umweltanforderungen für Schiffe ziehen in der Ölwirtschaft erste Konsequenzen nach sich. (c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
  • Drucken

Reedereien und Ölwirtschaft stehen vor Milliardeninvestitionen, um Umweltstandards zu erfüllen.

Hamburg. Kommende strenge Umweltanforderungen für Schiffe ziehen in der Ölwirtschaft erste Konsequenzen nach sich. Der Energiekonzern Shell will in der Raffinerie Rheinland eine neue Entschwefelungsanlage bauen, teilte Shell Deutschland mit. Hintergrund sind die ab 2020 geltenden Umweltvorschriften für Schiffe.

Ab dann dürfen Schiffe auf hoher See nur noch Treibstoff mit einem Schwefelgehalt von 0,5 Prozent statt bisher 3,5 Prozent verbrennen oder müssen alternativ die Abgase vom Schwefel reinigen. Damit kommen sowohl auf die Schifffahrt als auch auf die Ölindustrie erhebliche Investitionsanforderungen in Milliardenhöhe zu. Nach einer Studie der US-amerikanischen Analyse- und Beratungsfirma IHS Markit sind bisher weder die Reedereien noch die Ölfirmen ausreichend auf die Herausforderungen durch die neuen Vorschriften vorbereitet.

Die Regelungen, die im Oktober vergangenen Jahres durch die internationale Schifffahrtsorganisation IMO beschlossen wurden, kamen für beide Wirtschaftsbranchen fünf Jahre früher als erwartet.

In einigen Regionen, auch in der Nord- und Ostsee, gilt zwar schon länger ein niedrigerer Grenzwert von 0,1 Prozent Schwefel. Aber auf hoher See durften die Reedereien schädliches Schweröl verbrennen, das nur halb so viel kostet wie hochwertiger Schiffsdiesel. Schweröl macht rund 70 Prozent des weltweit verwendeten Schiffstreibstoffs aus.

Laut IHS Market sind gegenwärtig rund 20.000Schiffe für 80Prozent des globalen Schwerölverbrauchs verantwortlich. Nur 360 Schiffe haben entsprechende Reinigungsanlagen an Bord, weil es dafür bisher keinen wirtschaftlichen Anreiz gegeben hat. Insgesamt umfasst die Welthandelsflotte rund 50.000 Schiffe. (DPA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.