Skifoan – „made in China“

(c) APA (Patrik Seeger)
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In Deutschland kommt jeder zweite importierte Ski aus China. Österreichische Brettln werden großteils schon in Osteuropa produziert. Die Volksrepublik überschwemmt den Westen nicht nur mit T-Shirts und Spielzeug.

Wien/Straubing (eid/APA).Die Meldung hat just mitten in den Weihnachtsferien bei den Nachbarn für helle Empörung gesorgt: Fast jedes zweite nach Deutschland importierte Paar Alpinski ist „made in China“. Die Volksrepublik überschwemmt den Westen nicht nur mit T-Shirts, Sportschuhen und Spielzeug. Wie das Statistische Bundesamt bekannt gab, stammten in den ersten neun Monaten 2009 von 295.000 importierten Paar Ski mit 144.000 Paar fast die Hälfte aus China. Weil die „Blettln“ aus Fernost im Schnitt nur ein Drittel so viel kosten wie österreichische Ski, haben Atomic und Co. bei den Nachbarn kaum Chancen: Nur 43.000 Paar Ski „made in Austria“ wurden im gleichen Zeitraum in Deutschland eingeführt.

Aber wie Textilien und Spielwaren kommen auch die Ski nicht aus Fabriken in chinesischer Hand und tragen auch keine chinesischen Markennamen. Vielmehr lassen viele Skifirmen in Billiglohnländern wie China produzieren – ein Strukturwandel, wie ihn andere Branchen schon durchlaufen haben. Der deutsche Skihersteller Völkl produziert Ski ebenso in China wie der US-Konzern K2 (sie gehören beide mit der Bindungsfirma Marker zur US-Gruppe Jarden). Völkl-Snowboards kommen ausschließlich aus China.

Technologie aus Österreich

Auch wenn die Österreicher, wie Hervis-Chef Alfred Eichblatt zur „Presse“ sagt, beim Skikauf viel patriotischer als die Deutschen sind – ihre Brettln Marke Atomic, Head, Fischer oder Blizzard werden auch nicht mehr zur Gänze in Österreich gefertigt. Die schneelose Saison 2006/07, die der Branche weltweit einen Absatzeinbruch von 30 Prozent bescherte, zwang die Industrie zu radikalen Rationalisierungen. Werke wurden geschlossen, Mitarbeiter abgebaut und die Produktion teilweise in Billiglohnländer verlagert, wobei die österreichische Skiindustrie nicht nach China, sondern nach Osteuropa ging. Fischer und Blizzard fertigen in der Ukraine. Atomic und Salomon haben ein Werk in Bulgarien, und Head hat seine Skiproduktion fast vollständig nach Tschechien verlagert. Kinder- und Jugendski sowie Einsteigermodelle werden überwiegend im Ausland hergestellt.

„Das Know-how kommt aus Österreich, und die technologisch hochwertigen Ski werden hier produziert“, sagt Branchensprecher und Atomic-Chef Wolfgang Mayrhofer zur „Presse“. Seiner Schätzung zufolge kommen 70 bis 80 Prozent der Produktion von rund 300.000 Paar Ski tatsächlich aus Österreich. Skiimporte aus China sind hierzulande daher – noch – gering, wie die Statistik Austria zeigt. 2008 wurden 8021 Paar Ski und knapp 32.000 Snowboards aus China importiert, bis September 2009 waren es 6242 Paar Ski und 11.348 Snowboards.

Bei Snowboards – sie machen mit Freerideski den Zukunftstrend – gibt es aber auch eine gegenläufige Entwicklung: Der Weltmarktführer Burton lässt alle Snowboards für Europa bei der Firma Keil im Salzburger Pinzgau fertigen.

Nach einem fulminanten Start im Oktober und einem flauen November läuft die Wintersaison laut Mayrhofer „recht gut“. Dennoch werde sich der Absatz auf dem niedrigen Niveau von drei bis 3,5 Millionen Paar Ski einpendeln. Denn der Handel bestellt, so wie in den vergangenen Jahren, sehr vorsichtig, um nicht wie vor der Horrorsaison 2006/07 riesige Lager aufzubauen.

Während die Wirtschaftskrise vor allem in Nordamerika und Russland für Rückschläge bei den Verkäufen gesorgt hat – in den USA ist der Absatz um 30 Prozent abgestürzt – hält sich Europa relativ stabil. Dafür sorgen vor allem die Zuwächse in den für die österreichischen Produzenten besonders wichtigen Absatzmärkten in Zentral- und Osteuropa.

Verleihgeschäft boomt

Das boomende Verleihgeschäft sieht die Industrie mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Einerseits bremst der Verleih den Absatz im Handel, andererseits sind die Verleiher aber auch wichtige Abnehmer. Mittlerweile wandern weltweit rund 30 Prozent der Skiproduktion in die Verleihshops. Frankreich ist mit über 50 Prozent ein Vorreiter.

Marktführer in Österreich ist Atomic (25 Prozent) vor Fischer und Head (je 15 bis 16 Prozent), gefolgt von Salomon (zehn Prozent), Rossignol und Blizzard (je fünf bis sechs) und Völkl mit vier Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2009)

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