Gewerkschaft vida befürchtet "Lufthansa-Mentalität"

Flughafen D�sseldorf International Eurowings Flugzeug mit BVB 09 Borussia Dortmund Bemalung ***
Flughafen D�sseldorf International Eurowings Flugzeug mit BVB 09 Borussia Dortmund Bemalung ***(c) imago/Jochen Tack (Jochen Tack)
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Die Wirtschaftskammer soll bei dem Luftfahrt-KV endlich handeln und die Zuschauerrolle aufgeben, fordert die Gewerkschaft. Die Eurowings-Mitarbeiter wären sofort bereit zu streiken.

Inmitten der KV-Verhandlungen der Metaller und des Handels mahnt die Gewerkschaft auch eine Belebung der Sozialpartnerschaft für die Flugbranche ein und fordert die Wirtschaftskammer zum Handeln auf. Hintergrund sind die zahlreich angeprangerten Arbeitsbedingungen bei der österreichischen Lufthansa-Tochter Eurowings Europe.

Die Gewerkschaft will nun schlussendlich erreichen, dass der AUA-KV für das fliegende Personal für allgemein verbindlich erklärt wird. Zudem soll bis Anfang Dezember ein neuer Betriebsrat bei Eurowings Europe stehen.

Am Montag wurde ein offener Brief der Belegschaft mit zahlreichen Vorwürfen zu fragwürdigen Arbeitsbedingungen öffentlich. "Es ist zu befürchten, dass durch das passive Verhalten der Wirtschaftskammer, die deutsche Lufthansa-Mentalität in die österreichische Sozialpartnerschaft Einzug halten könnte", so die Gewerkschaft vida am Dienstag dazu in einer Aussendung. Es werde den Arbeitnehmervertretern erst nach mehreren Streikrunden auf gleicher Augenhöhe begegnet. "Das ist und war jedoch nie der österreichische Weg."

Wirtschaftskammer in "Beobachterrolle"

Die Wirtschaftskammer solle nicht auf Zuruf deutscher Firmenchefs agieren, sondern Farbe bekennen. "Unser eigentlicher Verhandlungspartner schaut permanent weg und begnügt sich mit einer Beobachterrolle", kritisiert Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida. Es sollten endlich Gespräche über einen Branchen-Kollektivvertrag geführt werden, auch wenn die Wirtschaftskammer argumentiere, dass die Unternehmen dafür zu unterschiedlich seien. "In kaum einer anderen Branche sind die Arbeitsplätze so stark standardisiert wie beim fliegenden Personal für Flugzeuge ab 19 Sitzplätzen", entgegnet Schwarcz.

Der Abbruch der erfolglosen KV-Verhandlungen Mitte Oktober sei kein leichter Schritt gewesen, man habe sich dazu gezwungen gefühlt. "Ausgestattet mit vernünftigen Angeboten steht der Weg zum Verhandlungstisch den Vertretern der Wirtschaftskammer aber nach wie vor offen. Alles was es dazu braucht, ist ein ernsthaftes Interesse, den Wirtschaftsstandort in Österreich aktiv mitzugestalten."

"Flugbegleitercastings" in Osteuropa

Konkrete Pläne zu einer Arbeitsniederlegung gebe es zwar keine, die Eurowings-Mitarbeiter wären wegen der schlechten Arbeitsverhältnisse aber sofort bereit, zu streiken, so Schwarcz zur APA. Die Gehälter der Flugbegleiter seien so niedrig, "dass die Eurowings Europe in Sofia und Bukarest 'Flugbegleitercastings' durchführt, um Personal zu Dumpingpreisen für Österreich zu finden und das Lohnniveau so noch weiter nach unten zu drücken", betont die Gewerkschaft. In der Kabine gelte ein Brutto-Grundgehalt für Vollzeit von 1.200 Euro. Gestern wurde ein offener Brief der Belegschaft mit zahlreichen Vorwürfen veröffentlicht.

"Das Management der Eurowings Europe, allen voran Geschäftsführer Dieter Watzak-Helmer, will weiter einen beinharten Lohn- und Sozialdumpingkurs fahren. Insbesondere auch gegen die anderen Lufthansa-Konzernairlines, in Deutschland, der Schweiz und auch Österreich", so Schwarcz.

(APA)

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