Präsident Maduro ordnet die Umstrukturierung der Staatschulden an. Die Märkte sind besorgt. Größte Gläubiger des Landes sind China und Russland.
Das krisengeschüttelte Venezuela hat eine Neuordnung seiner Auslandsschulden angekündigt und riskiert damit eine Staatspleite. Präsident Nicolas Maduro erklärte am Donnerstag, er habe eine Refinanzierung und Umstrukturierung der ausländischen Verbindlichkeiten angeordnet, um den Bedürfnissen der unter Versorgungsengpässen leidenden Bevölkerung gerecht zu werden. Wie er sich das konkret vorstellt, sagte Maduro nicht.
Unter Verweis auf die US-Sanktionen sprach er von einem "Kampf gegen die finanzielle Schikanierung" des Landes. Zuvor werde Venezuela eine noch diese Woche fällig werdende Anleihe-Zahlung des staatlichen Ölkonzerns PDVSA über 1,1 Milliarden Dollar leisten. Maduros Restrukturierungspläne könnten Experten zufolge die schwerste Schuldenkrise in Südamerika auslösen seit der Staatspleite Argentiniens 2001.
Erbitterter Machtkampf im ölreichen Land
Am Finanzmarkt löste Maduros Ankündigung Rätselraten und Sorgen aus. Ohne Kommunikationsstrategie und ohne Plan sei eine Umstrukturierung der Schulden unmöglich, sagte Experte Asdrubal Oliveros vom Analysehaus Ecoanalitica. Sollte die Regierung einseitig eine Umstrukturierung beschließen nach dem Motto "mach mit oder lass es", würde dies einem Zahlungsausfall entsprechen.
Größte Gläubiger des Landes sind China mit 23 Milliarden an Forderungen und Russland mit acht Milliarden. Die USA haben Venezuela mit Sanktionen belegt. US-Präsident Donald Trump untersagte per Dekret den Handel mit neuen venezolanischen Staatsanleihen. Betroffen ist auch der Ölkonzern PDVSA, der eine wichtige Einnahmequelle für Venezuela darstellt. Ölverkäufe bilden das Fundament der venezolanischen Wirtschaft und stehen für 95 Prozent der Exporte. Doch die Einnahmen sind zuletzt wegen fallender Erdölpreise deutlich zurückgegangen.
In Venezuela tobt seit Monaten ein erbitterter Machtkampf zwischen dem linksnationalistischen Staatschef Maduro und der Mitte-Rechts-Opposition. Die Opposition erkennt die im Juli eingesetzte verfassunggebende Versammlung nicht an. Die Opposition macht den Staatschef für die wirtschaftliche Misere in dem ölreichen Land verantwortlich. Viele Venezolaner sind aber auch von der Opposition enttäuscht. Die Proteste zwischen April und Juli, bei denen 125 Menschen getötet wurden, haben nichts an der politischen Lage im Land geändert.
(APA/Reuters)