Metaller-KV: Gewerkschaften sehen Kampfmaßnahmen "unausweichlich"

APA/GEORG HOCHMUTH
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Sollte die fünfte Verhandlungsrunde zu keiner Einigung führen, kündigen die Gewerkschaften Streiks an. Grund für den Konflikt: Die Industrie will die EU-Inflationsrate als Basis.

In vier Verhandlungsrunden sind sich die Sozialpartner der Metalltechnischen Industrie beim künftigen Kollektivvertrag (KV) bisher nicht näher gekommen. Im Vorjahr gab es da schon eine Einigung. Kommt es am kommenden Montag zu keinem Kompromiss, könnte es bereits in den Tagen darauf zu ersten Warnstreiks kommen.

Überraschend ist, dass nach knapp 40 Verhandlungsstunden nicht einmal die Basis bekannt ist, auf derer gestritten wird. Normalerweise ist dies der Produktivitätszuwachs und die österreichische Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate, die bei 1,8 Prozent liegt.

Bei der letzten KV-Runde haben aber dann die Arbeitgeber eine alte Forderung wieder aufgegriffen und verlangen nun, dass eine europäische Inflationsrate statt der nationalen herangezogen wird. Argument der Arbeitgeber: Wir verdienen acht von zehn Euro im Ausland.

EU-Inflationsrate liegt um halben Prozentpunkt niedriger

Bei den Gewerkschaften Pro-Ge und GPA hat dies das Blut in Wallung gebracht. Sie fühlen sich vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie provoziert, schließlich würden die Arbeiter und Angestellten in Österreich einkaufen und Miete bezahlen - und nicht im EU-Ausland. Sie erneuerten am Sonntag in einer Aussendung ihre Forderung nach vier Prozent mehr Lohn und Gehalt - und warnen: "Sollte es in der fünften Runde am 6. November keine Bewegung geben, die einen Abschluss ermöglicht, sind Kampfmaßnahmen beinahe unausweichlich." Die Gewerkschaften haben die Streikfreigabe beim ÖGB bereits beantragt.

Ein Blick auf die Inflationsraten in den europäischen Ländern zeigt, dass ein KV-Abschluss auf Basis einer EU-Inflationsrate wahrhaftig ein schlechtes Geschäft für die Arbeitnehmer wäre. Laut Zahlen der Statistik Austria liegt hier die Inflationsrate nämlich um einen halben Prozentpunkt niedriger.

Zum Verständnis: Im November des Vorjahres, als der jetzt noch gültige Kollektivvertrag für die Metallindustrie abgeschlossen wurde, lag die Zwölf-Monats-Inflationsrate in Österreich bei 0,9 Prozent und in der EU bei 0,2 Prozent. Die Sozialpartner einigten sich damals auf eine Lohn- und Gehaltssteigerung von 1,65 Prozent.

Auch bei Schichtdiensten und Karenzen keine Annäherung

Doch nicht nur beim Kernthema jeder Kollektivvertragsrunde, der Erhöhung von Lohn und Gehalt, spießt es sich. Auch beim Rahmenrecht, also Regelungen für Schichtdienste, Lehrlinge, Dienstreisen und Karenzen, sind sich die Sozialpartner beinahe null entgegengekommen.

Die Arbeitnehmervertreter werfen der Industrie vor, bei den Diäten für Auslandsreisen sogar Verschlechterungen vorzusehen. Die Industrie wiederum kritisiert die Arbeitnehmervertreter, diese würden Horrorszenarien zeichnen, die nicht der Realität entsprechen würden.

(APA)

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