Männer mit Kleinkindern machen weniger Überstunden

Vater und Sohn
Vater und Sohn(c) Bilderbox
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Männer mit Familien wollen zu Hause präsenter sein, in größerem Umfang reduzieren sie ihre Arbeitszeit deswegen aber nicht.

Wien. Kinderbetreuung ist nach wie vor Frauensache. Doch auch Männer bringen sich zunehmend mehr ein. Demnach sind es vor allem Väter mit Kleinkindern (unter drei Jahren), die auf überlange Arbeitszeiten (46 Wochenstunden und darüber hinaus) verzichten. Das geht aus einer Erhebung der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (Forba) im Auftrag der Arbeiterkammer hervor. Die Forscher haben sich für ihre Analysen die Mikrozensus-Daten der Statistik Austria der Jahre 2005, 2010 und 2015 angesehen.

Arbeitete im Jahr 2005 noch knapp jeder vierte Mann (mit dreijährigen Kindern) mehr als im üblichen Wochenschnitt, war es im Jahr 2015 nur noch knapp jeder sechste. Die Arbeitszeit hat sich hier in Richtung Normalarbeitszeit (36 bis 45 Wochenstunden) verschoben. Eines lässt sich aus den Daten ebenfalls ablesen: Jüngere Väter (unter 35 Jahre alt, Kind unter zehn) haben ihre Arbeitszeit im Zeitverlauf etwas stärker reduziert als ältere Väter (über 35 Jahre).

„Noch vor einer Generation galt, dass sich gute Väter vor allem dadurch auszeichnen, dass sie ihre Familie in materieller Hinsicht gut versorgen“, sagt Studienautorin Bettina Stadler. Diese Verhältnisse seien nun in Bewegung geraten. Dass Männer ihre Arbeitszeit (bei Kindern unter 15 Jahren) jedoch halbieren oder in einem größeren Ausmaß zurückfahren, war auch 2015 nicht der Fall. Es sei kein gehäufter Wunsch nach geringeren Arbeitszeiten und etwa einem Wechsel von Vollzeit in Teilzeit erkennbar, schreibt die Studienautorin. Dies dürfte mehrere Gründe haben, so Stadler. Zum einen spiele wohl die finanzielle Situation der Familie eine Rolle. Zum anderen wohl auch das Familienbild an sich. „Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass man mit Kindern in traditionelle Muster zurückfällt.“ Es seien aber auch oft Arbeitgeber, die Männer negativ sanktionieren, wenn diese zugunsten ihrer Familie kürzertreten wollen.

Stadt-Land-Gefälle

Sind Männer (mit unter 15-jährigen Kindern) vollzeitbeschäftigt, so wünschen sie sich eine leichte Reduktion ihrer Arbeitszeit, das trifft auch auf Männer mit älteren Kindern (über 15 Jahre) zu. Bei Frauen zeigt sich das gleiche Bild. Wer Teilzeit arbeitet, möchte sein Stundenausmaß (Männer und Frauen) wiederum steigern, unabhängig davon, ob die Kinder unter oder über 15 Jahre alt sind.

Stark gestiegen ist der Anteil erwerbstätiger Mütter mit kleinen Kindern. Waren 2005 noch 40 Prozent der Mütter mit dreijährigen Kindern zu Hause, ist ihr Anteil auf ein Viertel gesunken. Zurückzuführen sei dies unter anderem auf eine verbesserte Kinderbetreuung, die bessere Ausbildung von Frauen und ein größeres Angebot an Teilzeitstellen. Die höchste Arbeitszeit haben Frauen dann, wenn ihr Partner wenig verdient.

In der Regel arbeiten Frauen auf Teilzeitbasis, ihr Partner dafür Vollzeit. Dieses „Eineinhalb Verdiener“-Modell, wie Stadler es bezeichnet, ist inzwischen zum neuen Standard geworden. Der Anteil hat sich hier von 38 Prozent (2005) auf 48 Prozent im Jahr 2015 verschoben. Eine ausgewogene Verteilung der Arbeitszeit bei Paaren mit Kindern unter 15 Jahren gab es nur in 26 Prozent der Fälle, in Wien war der Anteil mit 43 Prozent noch am höchsten. Faktoren wie kleine Kinder, ein Wohnort mit niedriger Bevölkerungsdichte oder längere Arbeitszeiten des Partners stehen einem ausgewogenen Verhältnis aber im Weg. Ein Drittel würde sich hier eine „gerechtere“ Aufteilung wünschen. Für Stadler ein relativ hoher Wert. Denn man wünsche sich nicht das Unmögliche, sondern gehe bei seinen Vorstellungen von den realen Umständen aus. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2018)

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