Cosmos: Das Aus kam nach einem „langen Delirium“

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Der Ausgleich ist gescheitert, Cosmos ist in Konkurs. Zehn der 27 Filialen werden schon in den nächsten Tagen geschlossen, der Rest soll binnen 14 Tagen verkauft werden. Gelingt das nicht, droht Cosmos die Liquidierung.

WIEN (cim). Zehn Cosmos-Filialen könnten schon am kommenden Montag geschlossen bleiben. Die Elektrohandelskette Cosmos ist in Konkurs. Die Lieferungen sind seit Tagen ausgefallen, der Umsatz ist eingebrochen, ein tragfähiger Sanierungsplan ausgeblieben – der Ausgleich ist nicht gelungen. Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) schätzt die Passiva auf 40 Mio. Euro. Neben den 1160 Mitarbeitern dürften 560 Lieferanten als Gläubiger betroffen sein.

In wenigen Tagen werden zehn der 27 Filialen voraussichtlich geschlossen. Fünf davon sind in Wien (Mariahilfer Straße, Keplerplatz, Simmeringer Hauptstraße, Stadioncenter, Q19). Auch die Standorte Wiener Neustadt, St.Pölten, Unterwart, Salzburg und Villach werden geschlossen, sagt Masseverwalter Karl Engelhart. 450 Mitarbeiter werden damit in wenigen Tagen ihre Jobs verlieren. Alle 1160 Beschäftigten wurden bereits zur Kündigung angemeldet. Die restlichen 17 Filialen will Engelhart nun so schnell wie möglich verkaufen. Derzeit verhandle er mit drei möglichen Käufern, weitere Interessenten hätten sich gemeldet. Die Zeit drängt. Schließlich bleiben die Regale bereits leer, die Umsätze fallen.

In zwei Wochen ist es zu spät

„Innerhalb von 14 Tagen muss es zu einem Abschluss kommen, danach sind die Kunden weg“, sagt der Masseverwalter. Gelingt das nicht, müsse man den Betrieb liquidieren und könne allenfalls noch einzelne Standorte verkaufen. Auch der KSV erwartet eine sukzessive Schließung, wenn nicht schnell ein Investor einspringt.

Wolfgang Krejcik, der Obmann der Elektrohändler in der WKÖ, hält nur einzelne Standorte in den Bundesländern für attraktiv genug, um verkauft zu werden. Ob der Name Cosmos bestehen bleibt, ist fraglich. In der Branche würde man derzeit „alle zehn Finger von sich spreizen“, wenn man „Cosmos“ hört. Der Name gilt als schwerst beschädigt, nicht erst seit der Insolvenz. Schließlich war das Aus lange absehbar – Krejcik spricht von einem „langen Delirium“:

Die 1975 gegründete Handelskette hat zahlreiche Besitzer gesehen: 1996 wurde Cosmos an den Elektrohändler Köck verkauft, später wurden die Cosmos-Köck-Anteile von der Bawag übernommen.

Schon damals schrieb Cosmos rote Zahlen. Im Herbst 2006 hat die Bawag Cosmos an die Value Management Service Gruppe des Sanierers Erhard Grossnigg und des Finanzinvestors Nordwind Capital verkauft. Zugleich wurde Cosmos mit Niedermeyer (die Kette wurde ebenfalls von Grossnigg saniert) in eine gemeinsame Holding eingebracht. Erst vor einem Jahr wurde ein neuerlicher finanzieller Kurzschluss knapp verhindert, im Herbst 2009 haben die Tiroler Brüder Stauder Cosmos entschuldet und übernommen.

Gute Zeiten waren längst vorbei

Branchenkenner meinen, der Konkurs wäre schon damals nicht mehr zu verhindern gewesen. Zumindest nicht, ohne massiv Geld in die Sanierung zu stecken. Stauder hat zuletzt dem Vernehmen nach erklärt, er werde kein Geld mehr investieren. Nun lässt das Management ausrichten (Markus Stauder verfolgt den Konkurs von seinem Wohnsitz auf den Cayman Islands aus), Cosmos sei zu sanieren gewesen und spricht nach wie vor von einem „Neustart“. Zu seinen besten Zeiten, laut Krejcik sind diese rund zehn Jahre her, hatte Cosmos einen Marktanteil von knapp zehn Prozent. Zuletzt hielt Cosmos mit einem Umsatz von geschätzten knapp 200 Mio. Euro (2009) fünf Prozent, beschäftigte aber zehn Prozent der Mitarbeiter der Branche. Für den Elektrohandel, so Krejcik, ändere sich wenig, wenn Cosmos verschwindet. Selbst wenn die Media Markt/Saturn-Gruppe (sie beherrscht ein Drittel der Branche) Standorte übernimmt, würde sich an der Marktaufteilung wenig ändern.

Die Kammer versucht nun, die 40 Lehrlinge von Cosmos in anderen Betrieben unterzubringen. Für die Konsumenten suche man nach einer Lösung für Gewährleistungsansprüche. Schließlich kann im Fall der Liquidation die Gewährleistung des Händlers verfallen. Die Herstellergarantie bleibt aber aufrecht. Nimmt Cosmos ein Gerät nicht zurück, bleiben Geldansprüche als Forderung im Konkursverfahren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2010)

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