Uber-Fahrerin schaute Video-Show

Der Unfall geschah mit einem Volvo.
Der Unfall geschah mit einem Volvo.(c) REUTERS
  • Drucken

Die Lenkerin des autonom fahrenden Uber-Autos, das im März eine Frau in den USA überfuhr, hat in den Minuten vor dem Unfall auf dem Smartphone ein Video angesehen.

Wien. Im März 2018 wurde eine Frau, als sie in Tempe im US-Bundesstaat Arizona mit ihrem Fahrrad einen Highway querte, von einem autonom fahrenden Uber-Auto erfasst. Sie kam bei dem Unfall ums Leben.

Bisher ging man davon aus, dass die Lenkerin an dem Vorfall keine Schuld treffe. Nun aber wurden Details über die Minuten vor dem tragischen Ereignis bekannt, die einiges ändern. Laut Angaben der Polizei soll die Fahrerin höchstwahrscheinlich vor dem Unfall auf ihrem Smartphone eine Fernsehshow angeschaut haben. Schon die vorläufigen Unfallanalyse hatte ergeben, dass die Fahrerin bei der Kollision mit der Frau ihren Blick nicht auf die Straße, sondern nach unten gerichtet hatte. Eine detaillierte Analyse der Verbindungsangaben ergab jetzt, dass sich die Lenkerin in den Sekunden vor dem Unfall über einen Streamingdienst eine Folge der Castingshow „The Voice“ angeschaut hat. Um das herauszufinden, hatte die Polizei den Streamingdienst um Hilfe gebeten. Dieser stellte den Ermittlern die Daten zur Verfügung.

Das Unfallopfer ist sechs Sekunden vor dem Zusammenstoß von den Sensoren des selbstfahrenden Autos bemerkt worden. Die Software hat es aber zunächst als unbekanntes Objekt, dann als Fahrzeug und schließlich als Fahrrad eingeordnet – und sei sich unsicher gewesen, in welche Richtung es sich überhaupt bewegte. Erst 1,3 Sekunden vor dem Aufprall habe das Uber-Programm entschieden, dass eine Notbremsung notwendig sei, doch diese Funktion war deaktiviert.

Anklage wahrscheinlich

Wäre der Unfall vermeidbar gewesen? Ja, so das Ergebnis des Berichts – hätte die Lenkerin nur aufmerksam auf die Straße und nicht aufs Smartphone geschaut. Die Aufnahmen der Dashcam, die das Geschehen im Innenraum des Uber-Autos gefilmt hat, zeigen, dass die Lenkerin gut sieben Minuten nicht auf die Straße geschaut hat, sondern anderweitig beschäftigt war. Doch das autonom fahrende Auto funktionierte ebenfalls nicht einwandfrei. Es hat die Lenkerin vor dem Unfall nie aufgefordert, die Kontrolle des Fahrzeugs zu übernehmen. Sie muss nun mit einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung rechnen. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.