Schlaff fehlte bei Begräbnis des Vaters

Schlaff fehlte Begraebnis Vaters
Schlaff fehlte Begraebnis Vaters(c) APA (ROLAND SCHLAGER)
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Der österreichische Unternehmer und Milliardär wäre bei Einreise in Israel für Verhöre festgenommen worden.

Jerusalem (kna). Das jüdische Totengebet Kaddisch für seinen Vater zu sprechen, ist Martin Schlaff verwehrt geblieben. Der österreichische Unternehmer und Milliardär nahm an der Beerdigung von Chaim Schlaff am Sonntag in Jerusalem nicht teil, weil die israelische Polizei mit seiner Festnahme für ein Verhör drohte.

Die Sicherheitshüter lehnten den Antrag von Schlaffs Anwalt ab, ihn für ein paar Stunden ins Land und nach der Beerdigung gleich wieder ausreisen zu lassen. Schlaff soll zu zwei spektakulären Korruptionsaffären verhört werden. „Wir werden ihn nicht noch einmal entkommen lassen“, zitierte die Zeitung „Maariw“ auf der Titelseite einen Polizeisprecher. Bei den Untersuchungsbeamten gilt der 56-Jährige als „Drückeberger“ vor Verhören. Staatsanwaltschaft und Polizeichef entschieden, Schlaff die Einreise nicht zu ermöglichen, ohne ihn Beamten vorzuführen.

Scharon und Lieberman im Visier

Die erste Causa dreht sich um mehrere Millionen Dollar, die Schlaff und sein Bruder James an Ariel Scharon, damals Premierminister, weitergeleitet haben sollen.

Erste Berichte dazu wurden im Januar 2006 veröffentlicht, fast zeitgleich zur Erkrankung Scharons, der seither im Koma liegt. Mit den Schwarzgeldern wollte Scharon angeblich eine vom Staatskontrollor auferlegte Schuld für eine andere Affäre begleichen, bei der es um Strohfirmen und die illegale Finanzierung seines Wahlkampfs ging.

In der zweiten, noch pikanteren Affäre, die den israelischen Außenminister Avigdor Lieberman zu Sturz bringen könnte, soll Schlaff mit Hilfe fiktiver Konten mehrere Millionen Dollar an den rechtsnationalen Politiker gezahlt haben. In einer Recherche der Zeitung „Haaretz“ ist von 650.000 Dollar die Rede. Sie seien an eine zypriotische Firma überwiesen worden, die damals unter der Obhut Liebermans gestanden haben soll. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Martin Schlaff übernahm 2006 die Kontrolle über 30 Prozent des Feuerfestkonzerns RHI. Hohe Gewinne erzielte er, als er mit einem Konsortium 2002 den bulgarischen Mobilnetzbetreiber Mobiltel erwarb und nach einer erfolgreichen Reorganisation 2005 an die Telekom Austria weiter verkaufte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2010)

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