Brennerbasistunnel: Startschuss im Sommer

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Der Budget-Sparkurs könnte den Bau weiter verzögern, derzeit werden alle Großprojekte evaluiert. Ursprünglich war der Baubeginn für Jänner dieses Jahres geplant gewesen.

Wien (ju). Trotz erneut aufflammender Diskussionen um die Finanzierbarkeit großer Tunnelprojekte soll mit dem Bau des Brennerbasistunnels im Sommer dieses Jahres definitiv begonnen werden. Der Chef der Gesellschaft „Brenner Basistunnel BBT SE“, Konrad Bergmeister, sagte im Gespräch mit der „Presse“, er hoffe, dass mit dem Bau des Stollens im Juni begonnen werden könne.

Ursprünglich war der Baubeginn für Jänner dieses Jahres geplant gewesen. Die Brennerbasistunnel-Gesellschaft hat zwar schon mehrere Baustellen in Betrieb, dabei handelt es sich aber um Erkundungsstollen.

Wie berichtet, liegen die Baukostenschätzungen (ohne Finanzierungskosten) für den mehr als 50 Kilometer langen Tunnel derzeit bei acht Mrd. Euro. Mit den Finanzierungskosten und den Baukostensteigerungen bis zum geplanten Fertigstellungstermin 2022 dürfte der Betrag wohl deutlich zweistellig werden. Die EU wird eine knappe Milliarde beisteuern, das Land Tirol zahlt 190 Mio. Die restlichen Kosten teilen sich je zur Hälfte Österreich und Italien.

Kritik, wonach der Tunnel nicht notwendig sei, weil die derzeitige Brennerbahn noch Kapazitäten habe und der Ausbau der Schweizer Bahnverbindungen (Gotthardtunnel) Nord-Süd-Güterverkehr abziehe, lässt Bergmeister nicht gelten: Die bestehende Brennerbahn vertrage maximal 222 Züge am Tag, derzeit fahren auf der Strecke Innsbruck–Bozen täglich 181 Garnituren. Es sei also abzusehen, dass die Kapazität in nächster Zeit ausgeschöpft sein werde. Zudem sei die Brennerbahn Teil einer wichtigen europäischen Verkehrsachse (Berlin–Palermo).

Hauptsächlich Güterverkehr

Wie berichtet, soll der Tunnel die Fahrzeit zwischen Innsbruck und Bozen von mehr als zwei Stunden auf weniger als eine Stunde reduzieren. Das ist allerdings nicht der Hauptzweck des Bauwerks: Laut Bergmeister soll der Tunnel überwiegend für den Güterverkehr genutzt werden. Nur 20 Prozent sollen auf Personenverkehr entfallen. Bergmeister: „Mit dem Tunnel machen wir Kapazität für den Personenverkehr auf der bestehenden Strecke frei.“

Die Zulaufstrecken zum geplanten Tunnel sind auf österreichischer und italienischer Seite schon in Bau oder unmittelbar vor Baubeginn. In Italien ist die bisher ausstehende offizielle Genehmigung des Megaprojekts im Februar dieses Jahres erteilt worden. Der Ausbau der Unterinntalstrecke etwa soll 2012 abgeschlossen sein.

Bremsen könnte jetzt allerdings noch die prekäre Budgetsituation: Derzeit werden alle Großprojekte evaluiert. Die Sparvorgaben des Finanzministers könnten dazu führen, dass sich das Projekt weiter verzögert. Es wäre nicht die erste Verzögerung: Ursprünglich hätte mit dem Bau 2007 begonnen werden sollen, die Fertigstellung wäre für 2010 geplant gewesen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2010)

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