Stahlindustrie: Voest an der Kapazitätsgrenze

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Sechs Mio. Tonnen Stahl werden ab 2012 in Linz produziert. Weitere Investitionen sind vom „politischen Umfeld“ abhängig.

LINZ (geme). Die Voestalpine hat in der Krise nicht nur den Personalstand in der Stahldivision um 1500 auf 9800 Mitarbeiter gekürzt, der Konzern hat auch kräftig in Effizienzsteigerung und Kapazitätsausbau investiert: In mehreren Schritten sind in den vergangenen zehn Jahren drei Mrd. Euro in neue Anlagen, einen neuen Kraftwerksblock und Großrevisionen geflossen. Damit sei der Standort Linz zu 90 Prozent energieautark. Jetzt läuft das Projekt „L6“, mit dem bis 2012 die Kapazität der Rohstahlproduktion von 5,5 auf sechs Mio. Tonnen jährlich erweitert werden soll.

Stahlwerk arbeitet unter voller Auslastung

Wie Voest-Generaldirektor Wolfgang Eder am Dienstag erklärte, stehe Linz nun an der Erweiterungsgrenze. Maximal 100.000 bis 200.000 Tonnen Kapazität könnten noch „draufgesetzt“ werden. Betriebswirtschaftlich und logistisch gesehen seien sechs Millionen Tonnen das Optimum: Linz sei so etwas wie „ein Idealstandort in der europäischen Stahlwelt“.

Obwohl Eder Rückschläge für 2011 und 2012 nicht ausschließen will, scheint die Krise ausgestanden. Schon seit Herbst arbeitet das Linzer Stahlwerk unter voller Auslastung: „Wir fahren mit allem, was wir haben, und ich bin zuversichtlich, dass sich das nicht ändern wird.“ Worauf sich allerdings alle auf dem Stahlmarkt einstellen müssten, seien kürzere Lieferverträge und stärkere Preisschwankungen. Ausgelöst durch die Kostenexplosion bei Erz – der weltgrößte Lieferant Vale aus Brasilien hat die Preise um 90 Prozent erhöht – wird auch die Voest in Zukunft mehrmals im Jahr, „möglicherweise quartalsmäßig“, die Preise verhandeln: „Damit müssen auch unsere Kunden rechnen.“

Mit den Investitionen sei der Stahlstandort Linz nun abgesichert. Die Entscheidung über eine weitere Investition von einer Mrd. Euro in eine neue Kokerei und die Erneuerung der Hochöfen 5 und 6 hänge von den politischen Rahmenbedingungen ab. Damit meinte Eder die weitere Vorgangsweise der EU in Sachen CO2 und Ökosteuern. Derzeit herrsche, was künftige Investitionen betrifft, „kein sehr motivierendes Umfeld“. Der Plan für den Bau eines neuen Stahlwerks in Osteuropa liegt in der Schublade: „Wenn Projekte auf Eis liegen, bedeutet das, dass sie grundsätzlich nicht tot sind“, erklärte Eder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2010)

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