A-Tec unter Druck: Investoren scheuen riskante Anleihe

(c) Clemens Fabry
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Der Konzern braucht 100 Millionen Euro, um den alten Bond bedienen zu können. Kovats, der erklärt hatte, "die Anleihe wird bezahlt", ließ die "Presse“"wissen, dass er weiter eine Kapitalmarkttransaktion plane.

Wien. Die Hoffnung stirbt zuletzt: An dieses Motto dürften sich derzeit A-Tec-Aktionäre klammern wie an einen Strohhalm. Mit Meldungen über lukrative Aufträge für die defizitäre Division Anlagenbau (AE&E) versucht Konzernchef Mirko Kovats Stimmung zu machen. Offenbar vergebens: Die Börse, so heißt es, hat immer recht – und die schickt die Aktie unerbittlich auf Talfahrt. Sie spiegelt die Nervosität in der Finanzszene wider, wenn der Name A-Tec fällt.

Der Grund: Am 2. November muss der 12.000 Mitarbeiter starke Konzern eine Anleihe mit noch ausstehenden 91 Mio. Euro bedienen – die Refinanzierung ist noch völlig offen. Ein neuer Bond droht zum zweiten Mal zu scheitern.

Überschaubares Interesse

Nachdem Kovats im Juli eine Anleihe im Volumen von 150 Mio. Euro wegen der Volatilität der Märkte abblasen musste, hat er im September die Credit Suisse mit einem neuen Anlauf beauftragt. Das Bookbuilding (Ermittlung des Investoreninteresses zu einem vorgegebenen Preisband) bei institutionellen Investoren Ende vergangener Woche soll jedoch ein Flop gewesen sein, erfuhr die „Presse“. Investoren hätten angesichts der wenig berauschenden Halbjahreszahlen und des hohen Risikos, das der knapp zweistellige Anleihe-Zinssatz widerspiegelte, kalte Füße bekommen. Die Kosten bei einem Kraftwerksprojekt in Australien, die den Halbjahresgewinn um 76 Prozent auf 5,8 Mio. Euro gedrückt hatten, sollen zudem doppelt so hoch sein wie bisher ausgewiesen.

Kovats, der kürzlich erklärt hatte, „die Anleihe wird bezahlt“, ließ die „Presse“ wissen, dass er weiter eine Kapitalmarkttransaktion plane. Dazu führe er selbst in London Gespräche mit Investoren. „Wir sind gerade dabei, die optimale Finanzierungsvariante zur Rückzahlung zu ermitteln.“

Dennoch liegen die Nerven in der Finanzwelt, bei Anlegern und im Unternehmen, wo fieberhaft Alternativen ausgelotet werden, blank. Denn die Gläubiger (Banken) können alle ausstehenden Kreditlinien sofort aufkündigen, wenn der Begeber eines Bonds seinen Verpflichtungen nicht fristgerecht und in vollem Umfang nachkommt. Dieses Damoklesschwert (im Fachjargon „Cross-Default-Klausel“ genannt) könnte nach Expertenmeinung auch dann fallen, wenn es Kovats gelänge, die Zeichner der alten Anleihe zu einer Stundung zu bewegen.

Staatshaftung als letzte Rettung

Sollte die Anleihe nicht klappen, muss Kovats aus seiner M.U.S.T.-Stiftung, über die er 66Prozent am Konzern hält, Geld einschießen. Oder er bekommt einen Kredit. Die Hausbanken, zu denen Raiffeisen gehört, scheinen sich zu zieren. Sie sollen verlangen, dass Kovats einen zweiten starken Mann etabliert. Was dem Selfmademan, der die Zügel bei der A-Tec selbst fest in der Hand hält, nicht leicht fallen dürfte. Der neue Finanzchef Franz Fehringer gilt nicht als Schwergewicht. Er ist auch Vorstand von Kovats' M.U.S.T.-Stiftung und damit diesem verpflichtet. Was Beobachter als Unverträglichkeit werten.

Irgendwie, so heißt es, werde es Kovats schaffen, das benötigte Geld aufzustellen. Eine Pleite wäre für den Mann, der in seinem Buch gerade Tipps zur Sanierung des Staates Österreich gegeben hat, undenkbar. Es wird nicht ausgeschlossen, dass er um Staatshaftung gemäßUnternehmensliquiditätsstärkungsgesetz ansucht.

Auf einen Blick

Die A-Tec muss bis 2. November eine Anleihe mit 91 Mio. Euro bedienen. Das will der Konzern von Mirko Kovats mit einer neuen Anleihe machen. Die Suche nach Investoren gestaltet sich aber als äußerst schwierig. Jetzt sucht Kovats selbst Geldgeber. Andernfalls muss er persönlich Geld einschießen oder er bekommt einen Kredit. Dafür stellen die Banken Bedingungen. Es wird nicht ausgeschlossen, dass die A-Tec um Staatshaftung ansucht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2010)

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