Ein Jahr nach der Verstaatlichung kommt die Hypo Alpe Adria mit der Sanierung nur schwer voran. Der Staat soll nun Haftungen für Immobilien übernehmen.
Die Hypo Alpe Adria ist auch nach der Verstaatlichung ein Fass ohne Boden. Am Rande der gestrigen Aufsichtsratssitzung sickerte durch, dass die frühere Kärntner Landesbank heuer erneut einen großen Verlust erwirtschaften wird. Die Hypo Alpe Adria ist die einige österreichische Großbank, die ihre Ergebniszahlen für das dritte Quartal unter Verschluss hält. Internen Berechnungen zufolge soll das Minus in diesem Jahr bei rund 800 Mio. Euro liegen.
Wegen der schwierigen Lage stellte der Hypo-Aufsichtsrat zuletzt Überlegungen an, dass der Staat einen neuen Haftungsschirm von einer Mrd. Euro für Vermögenswerte, die in der Bilanz abgewertet werden müssen, aufspannt. Doch damit stießen die Organe der Bank bei Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) auf wenig Gegenliebe. Denn in Zeiten des Sparkurses sind weitere Unterstützungsmaßnahmen gegenüber der Bevölkerung schwer argumentierbar.
Daher schlug der Aufsichtsrat am Freitag vor, dass der Staat Garantien für Hypo-Anleihen reduziert. Im Gegenzug soll der Bund Haftungen in der Höhe von 500 Mio. Euro für Teile des Immobilienportfolios der Bank übernehmen.
Damit sollen „kurzfristige bilanzielle Schwankungen bei den Sicherheitswerten“ vermieden werden, erklärte Hypo-Aufsichtsratspräsident Johannes Ditz nach der Sitzung.
Zahl der Problemkredite explodiert
Offiziell werden Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsrat dementiert, doch hinter den Kulissen soll es Diskussionen über den eingeschlagenen Sanierungskurs geben. Dem Vernehmen nach drängen Teile des Aufsichtsrats darauf, dass sich die Hypo stärker von Beteiligungen trennt. Dies würde dem Institut ein wenig Luft verschaffen. Doch der Vorstand steht überhasteten Verkäufen skeptisch gegenüber. Hypo-Chef Gottwald Kranebitter hofft, dass sich die Märkte in den nächsten Jahren erholen. Er steckt daher erneut Millionen in marode Unternehmen – wie zuletzt in die slowenische Pleite-Baumarktkette Merkur.
Vor einem Jahr, am 14. Dezember 2010, wurde die Hypo mit der Verstaatlichung vor der Pleite gerettet. Bislang schoss die Republik 1,5 Mrd. Euro zu. Zusätzlich übernahm der Bund für vier Hypo-Anleihen Garantien in der Höhe von 1,35 Mrd. Euro. Nicht zu vergessen sind die 21 Mrd. Euro an Haftungen, die das Land Kärnten für Hypo-Kredite eingegangen ist. Doch die Zahl der Kreditnehmer, die das Geld nicht zurückzahlen können, wird größer. Zuletzt hat sich sich das Volumen der Problemkredite auf 8,3 Mrd. Euro erhöht. Damit ist ein Fünftel aller Darlehen über 40 Mrd. Euro ausfallsgefährdet. Neben den acht Mrd. Euro stehen noch weitere Kredite im Volumen von vier Mrd. Euro auf der „Beobachtungsliste“, weil es Anzeichen für eine Verschlechterung der Bonität der Schuldner gibt.
Erster Zwischenbericht der CSI Hypo
Die von Pröll eingesetzte CSI Hypo ist gerade dabei, einen ersten Zwischenbericht fertig zu stellen. Dieser soll der Bundesregierung zum Jahrestag der Hypo-Verstaatlichung übergeben werden. Laut „Presse“-Informationen enthält das Exposé nicht viel Neues, sondern es werden detailliert die Aktivitäten der CSI Hypo aufgelistet. Die Ermittler brachten bislang mehr als 70 Anzeigen gegen frühere Führungskräfte und Hypo-Geschäftspartner ein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2010)