OeNB: Banken im Stresstest stabil, Ostkredite riskant

�sterreichische Nationalbank, Otto Wagner-Platz  Photo: Michaela Bruckberger
�sterreichische Nationalbank, Otto Wagner-Platz Photo: Michaela Bruckberger(c) (Michaela Bruckberger)
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Die Banken haben den Stresstest der Österreichischen Nationalbank mit dem Szenario einer weiteren Rezession bestanden.

Österreichs Banken haben den halbjährlichen "Stresstest" der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) ähnlich gut wie im Frühjahr bestanden, die hohen Ost-Kredite seien aber weiterhin ein Risiko, warnten Spitzennotenbanker am Mittwoch: Im GUS-Raum fressen neue Wertberichtigungen den Nettozinsertrag fast gänzlich auf, auch dem Exposure in Ungarn, Kroatien und Rumänien müsse "größte Aufmerksamkeit" gewidmet werden. Die Solvenz der heimischen Institute sei nach wie vor unterdurchschnittlich, "die Situation hat sich kaum gebessert", kritisierte OeNB-Direktor Andreas Ittner. Die Banken sollten sich "stabiler aufstellen" und die Risikopuffer mit mehr Eigenkapital auffüllen: durch eine höhere Zinsspanne (Kredite verteuern), Kostensenkungen und den Abbau riskanter Geschäfte.

Insgesamt hat sich die Eigenmittelsituation der Banken zwar laut OeNB bis Herbst weiter verbessert. Gemessen an der konsolidierten "Tier-1- Ratio" im ersten Halbjahr 2010 hätten die heimischen Institute ihre Eigenmittelausstattung seit dem Tiefpunkt im September 2008, teils freilich mit Hilfe von Geldern des staatlichen Bankenpakets, um 2,5 Prozentpunkte auf rund 9,8 Prozent erhöht.

"Kein Katastrophenszenario"

Laut den Herbst-Stresstests, die wieder ein "double dip", also eine erneute Rezession unterstellen, könnte die Tier-1-Ratio der heimischen "Systembanken" von 10,0 Prozent im 2. Quartal 2010 bis Ende 2012 auf 8,5 Prozent absinken, bei den "Top-6-Banken" sogar von 9,6 Prozent auf 7,7 Prozent. Dass die 7,7 Prozent knapp unter dem Frühjahrswert liegen, erklärt Ittner mit unterschiedlichen Perioden bzw. der Einrechnung auch von Ganzjahreszahlen. Im normalen Benchmark-Verlauf - ohne "Stress" - wäre bis zum 4. Quartal 2012 ein Anstieg auf 11,1 bzw. 10,7 Prozent zu erwarten. Die Belastungstests würden jedoch nicht den "Ausfall" eines Staates mit einrechnen: "Wir zeichnen kein Katastrophenszenario", so Ittner. Denn bei den Staaten habe sich die Politik zu einer rettenden Hilfe bekannt.

Die Herbst-Tests zeigen laut Ittner, "dass die Resistenz des österreichischen Bankensystems gegenüber einem allfälligen neuerlichen Ausbruch einer globalen Krise intakt ist." Die "Richtung" sei "besser", es sei aber nach wie vor Wachsamkeit angesagt. Auch diesmal gebe es bei den Test-Ergebnissen Unterschiede zwischen einzelnen Banken. Angaben zu einzelnen Instituten macht die Notenbank nicht, darauf habe man sich auch auf europäischer Ebene geeinigt.

Im Osten schlummern Gefahren

Vor allem im Osten schlummern nach wie vor große Gefahren für österreichische Banken. So werde im GUS-Raum auch heute noch fast der gesamte Nettozinsertrag durch neu gebildete Wertberichtigungen aufgefressen, in der erweiterten EU sowie in Südosteuropa seien es dagegen "nur" etwa 60 Prozent, hier gebe es also "noch eine Liquiditätsreserve" dank eines dem Risiko angemessenen Pricings der Kundenmargen, wie der Leiter der Hauptabteilung Finanzmarktstabilität und Bankenprüfung, Philip Reading, sagte. Die Risikokosten von Ost-Bankentöchtern seien direkt proportional zu den dortigen Währungsabwertungen, das sei empirisch erwiesen. Vergleichsweise stabil seien dafür die zu den Fremdwährungsschulden gut gerateten Länder Tschechien, Slowenien, Slowakei und auch Polen.

Im Ostgeschäft waren die Wertberichtigungen der heimischen Banken im Vorjahr mit mehr als 6 Prozent etwa doppelt so hoch wie die gut 3 Prozent im Österreich-Geschäft, erinnerte Ittner. Heuer würden die Gewinne der Institute zwar wieder steigen, höhere Wertberichtigungen würden das aber konterkarieren. Der Peak bei den Kreditrisken sei erst für 2011 zu erwarten, so Ittner. Das Kerngeschäft der Banken (Zins- und Provisionsgeschäft) erweise sich als Stütze, es seien aber das Handelsgeschäft schwächer und die Aufwendungen der Institute höher.

Für Aussagen, wie sich auf die UniCredit Bank Austria die Milliarden-Klagen des Madoff-Masseverwalters Irving Picard auswirken könnten, ist es für OeNB-Direktoriumsmitglied Ittner "derzeit viel zu früh". Das US-Justizwesen lasse hohe Forderungen zu, was aber nichts über deren Realisierung aussage: "Dass jemand eine Forderung erhebt ist noch sehr weit weg, eine reale Auswirkung zu entfalten."

(APA)

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