Hochsteuerland: Nur fünf Staaten heben noch mehr ein

(c) Bilderbox
  • Drucken

Nach Frankreich hebt Österreichs Fiskus weltweit die höchsten Steuern auf Arbeit ein. Während die meisten Staaten die Abgabenquote im Krisenjahr 2009 senkten, blieb sie hierzulande stabil auf hohem Niveau.

Wien. Es ist ein altbekanntes Lied, das die OECD in ihrem jüngsten Bericht anstimmt: Das Lied vom Hochsteuerland Österreich. Während die meisten Staaten die Abgabenquote im Krisenjahr 2009 senkten, blieb sie in Österreich stabil auf hohem Niveau. Nur fünf Länder knöpften ihren Bürgern im Vorjahr einen größeren Anteil der von ihnen erbrachten Wirtschaftsleistung ab als Österreich, so das Ergebnis der „Revenue Statistics 2010“ der OECD.

42,8 Prozent des BIP landen beim Fiskus

Man darf gespannt sein, wie derartige Berichte ausfallen, wenn die geplanten Steuererhöhungen in Österreich umgesetzt sind. Im Vorjahr landeten hierzulande 42,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in den Taschen des Staates, während diese Quote im OECD-Schnitt weiter auf knapp 34 Prozent gefallen ist. In Summe nahm die öffentliche Hand 117,3 Mrd. Euro ein – knapp vier Mrd. weniger als im Jahr zuvor. Den stärksten Rückgang gab es bei Einnahmen aus Steuern auf Einkommen und Gewinne. Im Gegenzug stiegen die Einnahmen aus Konsumsteuern und Sozialabgaben kräftig an. Letztere machen ein Drittel der gesamten Abgabenbelastung und knapp 15 Prozent des BIP aus. International hoben nur Tschechien und Frankreich im Vorjahr höhere Sozialabgaben ein als Österreich.

Ebenfalls je rund ein Drittel der gesamten Steuern und Abgaben gehen auf das Konto der Mehrwertsteuer und der Steuern auf Arbeit. Vor allem der Faktor Arbeit ist hierzulande mit einem Satz von 41,3 Prozent rekordverdächtig hoch besteuert. Zwar ging die Belastung 2009 erstmals seit Jahren wieder leicht zurück. Rechnet man jedoch die Kommunalsteuer und die Beiträge zum Familienlastenausgleichsfonds hinzu, habe Österreich nach Frankreich die höchsten Abgaben auf Arbeitseinkommen, heißt es in der Studie.

Keine Besserung in Sicht

Wer in Österreich als Single arbeitet, findet weniger als 53 Prozent dessen am Lohnzettel, was der Arbeitgeber tatsächlich aufzuwenden hat, berechnete die OECD im „Taxing Wages Report“ aus dem heurigen Sommer. Für Alleinerziehende mit zwei Kindern und zwei Drittel des Durchschnittsverdienstes verringerte sich die Abgabenlast im Vorjahr hingegen von 28,9 auf 26,4 Prozent.

Besonders stark werden hierzulande auch weiterhin Spitzenverdiener zum Handkuss gebeten. Sie bekommen weniger als die Hälfte der Arbeitskosten tatsächlich ausbezahlt. In Europa fordern nur vier Staaten mehr von ihren Spitzenverdienern als Österreich. Etliche Staaten in Osteuropa locken gar mit Steuersätzen von 15 bis 16 Prozent. Weltweit beträgt der nominelle Spitzensteuersatz 28,9 Prozent.

In Österreich ist unterdessen keine Besserung in Sicht. Die Steuerpläne der Regierung sehen zwar zusätzliche Einnahmen vor – etwa durch die Erhöhung der Mineralölsteuer oder die Einführung der Banken- und Kursgewinnsteuer. Auf eine Senkung ihrer Abgabenlast warten die Arbeitnehmer aber weiter vergebens.

Auf einen Blick

Die OECD attestiert Österreich eine der höchsten Steuer- und Abgabenquoten der Welt. Nur fünf Staaten fordern von ihren Bürgern im Verhältnis mehr als der heimische Fiskus. 2009 sammelte der Finanzminister 117,3 Mrd. Euro oder 42,8 Prozent des BIP ein.

Im internationalen Vergleich ist hierzulande vor allem der Faktor Arbeit stark belastet. Lediglich Frankreich will hier mehr. Alleinstehende und Spitzenverdiener werden in Österreich am stärksten zur Kasse gebeten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.